Ein deutsch-deutsches Leben

Bis zum 14. Januar 2024 kann man im Deutschen Historischen Museum der Frage nachgehen, wer der „Lyriker und Liedermacher in Deutschland“ ist, wie es im Untertitel der Ausstellung „Wolf Biermann“ heißt

Wolf Biermann (geboren 1936 in Hamburg) gilt als einer der bekanntesten Liedermacher in Deutschland, aber auch seine Geschichte ist bemerkenswert. Er siedelte als 16-jähriger selbsternannter Kommunist 1953 freiwillig in die DDR über, wurde jedoch 1976 wieder ausgewiesen, was das Deutsche Historische Museum als „Zäsur in der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte“ bezeichnet.

Weil Biermann so bekannt war, habe man ihn nicht wie andere Künstlerinnen und Künstler in Haft nehmen können. Zudem sei er zu unberechenbar gewesen, um ihn weiter auftreten zu lassen, lautet die Analyse des Museums. Und so beschäftigt sich die Ausstellung auch mit der besonderen Stellung, die die Kultur in der DDR eingenommen hat – und der Ratlosigkeit der SED-Führung gegenüber unkonventioneller Persönlichkeiten. Denn auch 11 Jahre Auftrittsverbot konnten Biermann nicht mundtot machen.

Und so ist es auch nicht überraschend, dass es seit 1966 immer wieder Überlegungen gab, Biermann auszubürgern, die vom Ministerium für Kultur ausgingen. Doch erst 1976 stimmt das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) zu.

Überwacht wurde Biermann aber auch danach: Bis 1989 gibt es Stasi-Unterlagen über ihn, wobei das Interesse an ihm ab den 1980er-Jahren nachließ, die Berichte also seltener wurden.

Foto: DHM/Thomas Bruns (Blick in die Ausstellung – im Hintergrund ist eine Fotografie von Roger Melis zu sehen, die die Dauerbeobachtung durch die Stasi thematisiert, aufgenommen in Wolf Biermanns Wohnzimmer in Berlin 1973)

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