Lügenpresse, Fakenews, alternative Wahrheiten, neu(deutsch)e Wörter, die derzeit in aller Munde sind. Doch sie folgen nicht irgendeinem Modetrend, sondern zeigen vor allem, wie gefährlich die Zeiten sind, wenn nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen ist, was richtig oder falsch ist, wem man glauben darf, wem nicht. Und dann sind da ja auch noch die, deren vermeintliche Fakten als Lügen ganz objektiv widerlegt werden – die allerdings dennoch an ihren Wahrheiten festhalten und sie verbreiten.

Doch auch das ist nichts Neues, wie unsere Titelgeschichte von Ulrich Magin zeigt: 1902 veröffentlichte Friedrich Fischbach, seines Zeichens Professor, ein Buch darüber, dass so ziemlich alle griechischen Mythen eigentlich rund um das Bergische Land entstanden seien.

Was heute – zumal im Bericht Magins – äußerst amüsant klingt, ist aber ein deutliches Zeichen für die späteren Tendenzen geworden, die im Nationalsozialismus mündeten.

Besorgt zeigt sich auch Rainer Wiertz, Künstlerischer Leiter des Shakespeare-Festivals, und setzt die Werke jenes William dagegen, in denen so ziemlich alle menschlichen Abgründe zur Sprache kommen – und deutlich als Verblendung aufgezeigt werden. Diese Erkenntnis erhofft er sich zumindest für die Besucher seines Festivals in Neuss. Doch wahrscheinlich werden genau die, die jene dringend bräuchten, weder ins Globe gehen noch an anderen kritischen (Kunst-)Aktionen teilnehmen. Allen anderen sei empfohlen, Shakespeares Werke einmal mit Blick auf heutige Despoten neu zu betrachten.

Doch genau weil alles bekannt ist und seit Jahrtausenden immer wieder Menschen ins Unglück geführt hat, ist umso bedauerlicher, dass die Menschheit offensichtlich weiterhin mit Blindheit geschlagen ist. Deshalb können wir nur raten: Bleiben Sie wachsam und gehen Sie zu den vielen (Kultur-)Veranstaltungen, die nicht nur das Bergische Land bietet. Einige davon stellen wir in diesem Heft vor.

Silke Nasemann