Hilft die Versickerung?
Nach dem Hochwasser im Juli 2021 richtete Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind eine „Task-Force Hochwasser und Klimaresilienz“ ein, deren Arbeitsergebnisse jetzt vorliegen
Im Mittelpunkt stand unter anderem die Frage, ob eine Schwammstadt mit vielen Flächen, die für Versickerungen zur Verfügung stehen, bei Hochwasser besser aufgestellt ist. Nicht unbedingt lautete die Antwort von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind bei einer digitalen Pressekonferenz. Denn ein Gutachten habe festgestellt, dass Sickerflächen bei so extremen Regenereig‐ nissen wie im vergangenen Jahr Hochwasser nicht verhindern können. Aber: Sie helfen trotzdem, weil sie die Kanäle entlasten und bei Trockenperioden zur Kühlung der Städte beitragen.
Wesentliche Ergebnisse der „Task-Force“ seien einmal das Gutachten und ein Maßnahmenpaket, das jetzt noch vom Rat der Stadt Wuppertal beschlossen werden muss, erläuterte Christina Nickel, Betriebsleiterin des Bereichs Wasser und Abwasser der Stadt Wuppertal, bei der Pressekonferenz.
Eine Maßnahme ist, die Regenwassergebühr zu ermäßigen, wenn Immobilieneigentümer Versickerungsanlagen mit Überlauf an das Kanalnetz oder eine Dachbegrünung haben. Derzeit ist dann nur die Hälfte der Gebühr fällig. Wird das Maßnahmenpaket vom Rat beschlossen, sollen es 60 Prozent Ermäßigung sein. Zum Paket gehöre auch, genau das bekannter zu machen.
Der Grundsatz der Stadtverwaltung, dass Grundstücke an die Regenwasserkanalisation angeschlossen sein müssen, bleibe bestehen und werde nur in wenigen Ausnahmefällen aufgehoben, die jedoch genau von der Stadt überprüft würden, ergänzte Stadtdirektor Johannes Slawig bei der Pressekonferenz. Das sei nur in Mischwassergebieten möglich, wenn keine weiteren Anlieger, etwa in tieferliegenden Bereichen, betroffen sind und es zum Beispiel auch keine Altlasten in dem Bereich gebe.
Das sei auch eine Frage der Gerechtigkeit, so Slawig weiter. Denn nicht alle hätten aufgrund ihrer Wohnsituation große Versickerungsflächen. Fallen Zahler aus, würden alle anderen mit einer Gebührenerhöhung zusätzlich belastet, was vor allem auch Unternehmen, die überwiegend versiegelte Flächen haben, treffe. Hinzu komme, dass Wuppertal aufgrund der Topografie und felsiger Böden, die den Bau von Kanälen sehr teuer machten, sowieso schon sehr hohe Gebühren habe.
Das Gutachten habe nach eingehender Prüfung ergeben, dass Versickerungen eher bei kleineren Regenereignissen Hochwasser verhindern könnten. Deshalb seien weitere Maßnahmen vor allem in den Tallagen der Stadt nötig, berichtete Nickel weiter. Dazu gehört zum Beispiel, das die Stadt bei neuen Bau- und Erschließungsgebieten öffentliche Versickerungen vorsieht. Stimmt der Rat den Maßnahmen zu, treten sie am 1. Januar 2023 in Kraft.
Foto: Bergische Blätter