„Er war der Radikalste“

Schon Ende der 1960er-Jahre als Kunststudent lernte Tony Cragg die Arbeiten des englischen Bildhauers Anthony Caro kennen. Zu dessen 100. Geburtstag sind nun bis zum 14. Juli 2024 einige Arbeiten im Skulpturenpark zu sehen.

Die Skulpturen Anthony Caros (1924 bis 2013) sind groß und erst einmal sperrig – auch inhaltlich. Auffallend ist, in welcher Materialvielfalt Caro gearbeitet hat: In Wuppertal sind unter anderem Arbeiten aus Holz, Plexiglas, Zinn und Stahl zu sehen. Und so glaubt man Tony Cragg, dass Caro schon zu seiner Zeit als Kunststudent Ende der 1960er-Jahre „der Radikalste“, zugleich aber als Vorreiter der abstrakten Skulptur eine „extrem wichtige Person in England“ gewesen sei.

Foto: Bergische Blätter/NAS

Begonnen hatte Caro Anfang der 1950er-Jahre als Mitarbeiter von Henry Moore, wollte dann jedoch seinen eigenen Weg gehen, der ihn mithilfe eines Stipendiums erst einmal in die USA führte, wo er mit neuen Tendenzen der Bildhauerei konfrontiert wurde, wie Tony Cragg beim Rundgang durch die Ausstellung erzählte.

Zurück in England zeigte Caro eine eher ingenieurtechnische Herangehensweise, bei der es keine figürlichen Elemente mehr gab. Industriell gefertigte Materialien verwandelte Caro dabei in eigene Formen, die damit ganz eigenständig wurden, manchmal auch mittels Farbe. Das erscheint fast folgerichtig, schloss Caro doch zunächst ein Ingenieurstudium ab, bevor er zur Bildhauerei an die Royal Academy Schools in London wechselte. Von 1953 bis 1981 unterrichtete er selbst, und zwar an der Saint Martin’s School of Art.

Anthony Caros Sohn Paul Caro war mit Familie extra zur Ausstellungseröffnung nach Wuppertal angereist. Er beschrieb seinen Vater als sehr humorvollen Menschen, der aus Gefühlen, Eindrücken und Situationen Kunstobjekte machen konnte. Das galt für ein Bild von Henry Matisse, das er in Bereiche aufteilte und daraus etwas neues ersann ebenso wie aus dem gemeinsamen Ansehen eines Superman-Films. Dieses brachte ihn nicht nur dazu, auf der Sofa-Lehne zu balancieren, um wie die Figur zu fliegen, sondern in Folge auch unterschiedliche Objekte in eine Balance zu bringen – und ein Kunstwerk zu schaffen. Aber auch das Interesse an Architektur ist in seinen Skulpturen sichtbar. Dass alleine Form und Raum auch Inhalte transportieren können, sei für ihn als Künstler wegweisend gewesen, so Cragg über Caro.

Gezeigt wurden Caros Arbeiten weltweit, unter anderem im Museum of Modern Art in New York (1975), im Museum of Contemporary Art Tokyo (1995) und zu seinem 80. Geburtstag in der Tate Britain in London (2005). 1987 wurde er in den Ritterstand erhoben und 2000 in den Order of Merit (Verdienstorden) aufgenommen – als erster Bildhauer nach Henry Moore, der diese Ehrung 1963 erhalten hatte.

Die Ausstellung zeigt in der mittleren und oberen Halle Arbeiten von Caro aus 5 Jahrzehnten. Eine weitere ist im Park zu sehen.

NAS