Unbeliebt, aber nützlich

Das Krokodil wurde zum Zootier des Jahres 2021 ernannt – aus Sicht der Zoos ein Nützling mit Imageproblem

Krokodile sind eine der ältesten Tierarten, denn sie teilten sich ihren Lebensraum bereits mit Dinosauriern. Seit mehr als 200 Millionen Jahren bevölkern sie die Erde – und das veränderte sich erst mit dem Menschen, heißt es in der Pressemitteilung zum Zootier des Jahres. Heute sind einige Krokodile-Arten vom Aussterben bedroht, weshalb die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) das Tier ausgewählt hat. Das Problem: Menschen dringen immer weiter in ihren Lebensraum vor, verschmutzen ihn und töten die Tiere, wenn sie als Gefahr für Mensch und Haustiere gesehen werden.

Aber es gibt noch andere Gründe, sie zu jagen, denn Fleisch und Eier können gegessen und die Moschusdrüsen für die Parfum-Herstellung genutzt werden. Zudem gelten sie bei einigen Fischern auch als Konkurrenz. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass die Haut der Krokodile immer noch in der Modewelt genutzt wird, obwohl das in vielen Ländern inzwischen verboten ist.

Tatsächlich sind Krokodile wichtig für die Umwelt, heißt es in der Pressemitteilung: Da sie unter anderem Aas fressen, reinigen sie Gewässer und angrenzende Landflächen von Kadavern. Wenn sie jagen, haben sie es auf verletzte und kranke Tiere abgesehen. Daneben regulieren sie die Bestände räuberischer Welse und Piranhas, die sich ihrerseits von Speisefischen für Menschen ernähren.

Verschwinden Krokodile aus diesem Kreislauf, gerate das ökologische Gleichgewicht durcheinander, würde die Population der Raubfische zunehmen sowie viele Organismen wie Bakterien, Algen, Krebstiere, Weichtiere und Wasserinsekten verschwinden, weil sie die Hinterlassenschaften der Krokodile nutzen. Aber auch schon jetzt würden sich Auswirkungen auf die Ökosysteme in den Heimatländern der Tiere zeigen.

Ganz konkret werden mit der Kampagne drei Projekte unterstützt, die sich um den Erhalt von Kuba-, Siam- und Philippinenkrokodilen kümmern. Von Letzteren gebe es nur noch knapp 100, heißt es in der Pressemitteilung. Deshalb sollen auf den Philippinen neue Auswilderungsanlagen und eine Nachzuchtstation gebaut werden. Zudem soll dort ein Informationszentrum für Einheimische und Touristen entstehen und ein Konzept für nachhaltigen Tourismus in der Region umgesetzt werden.

Philippinenkrokodile werden in europäischen Zoos auch nachgezüchtet, was für die Population auf  der Inselgruppe extrem wichtig sei, weil sie im Gegensatz zu vielen Krokodilfarmen nicht mit anderen Arten gekreuzt werden, wie es in der Pressemitteilung heißt. So würden sie sich besonders zur Auswilderung eignen. Das Zuchtbuch wird im Zoologischen Garten Köln geführt. Zwei Tiere aus Köln wurden gerade erst in ihr ursprüngliches Heimatland gebracht.

Die Krokodile in Kuba leben in Süßwassersümpfen. Nachzüchtungsbemühungen waren erfolgreich, aber immer noch werden die Tiere gewildert, weshalb einige mit einem GPS-Chip ausgestattet werden sollen. Siamkrokodile kommen nur noch in kleinen Populationen in Kambodscha, Laos und Thailand vor. Weil vermutet wird, dass eine weitere Gruppe auf Borneo lebt, soll dies mittels Umwelt-DNA überprüft werden, um Schutzmaßnahmen einleiten zu können.

Die Kampagne „Zootier des Jahres“ wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, auf gefährdete Tierarten aufmerksam zu machen, die nicht unbedingt im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Dabei werden Tiere ausgewählt, die zum Teil vor der Ausrottung stehen, keine oder nur eine geringe Lobby haben und auch oft bei großen Naturschutzorganisationen kaum Beachtung finden. Im vergangenen Jahr konnten durch die Kampagnen-Gelder zum Beispiel Schutzmaßnahmen für Beos umgesetzt werden.

Hinter der Kampagne stehen neben der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz auch die Deutsche Tierpark-Gesellschaft, der Verband der Zoologischen Gärten und die Gemeinschaft der Zooförderer. Auch der Grüne Zoo in Wuppertal beteiligt sich mit seinem Zoo-Verein an der Kampagne.

Foto: Grüner Zoo Wuppertal/Birgit Klee (Sumpfkrokodil)