Wuppertal wird derzeit landes- und bundesweit und zuletzt sogar international als gutes Beispiel dafür genannt, wie man mit dem Flüchtlingsstrom umgehen kann. Dabei war die Linie der Stadt immer die, dass Turnhallen und Ähnliches nur im Notfall und dann möglichst kurz als Übergangsheim genutzt werden sollten. Ansonsten gilt, vor allem Familien so unterzubringen, dass ein Mindestmaß an Privatsphäre erhalten wird – auch wenn es sich nicht um eine eigene Wohnung handelt. Das ist vor allem deshalb gelungen, weil in der Stadt viele Wohnungen leer stehen und auch Unternehmer bereit waren, ihre Immobilien zur Verfügung zu stellen, aus denen halbwegs ordentliche Einheiten gemacht werden konnten.

Doch damit ist es noch lange nicht getan, denn die Integration hat erst begonnen – ebenso wie die Schwierigkeiten. So ist eigentlich allen klar, dass vor allem der Erwerb der Sprache wichtig ist. Wenn aber eine Familie ihren lang ersehnten Kita-Platz doch nicht bekommt, weil ein Flüchtlingskind diesen Platz einnimmt, um vor dem Schuleintritt wenigstens etwas Deutsch zu lernen, ist es mit der Einsicht nicht immer so weit her. Da hinkt die Idee des Anspruchs auf einen Kindergartenplatz noch weiter hinterher als es schon bisher der Fall war.

Auch die Schulen müssen sich verändern: In Zeiten, in denen zuletzt eher welche geschlossen wurden, sucht man nun händeringend nach neuen Möglichkeiten, Flüchtlingskinder aufzunehmen, denn nicht nur Raum, sondern auch Personal für die sogenannten Einsteigerklassen, in denen Kinder und Jugendliche erst einmal die Sprache lernen können, wird knapp. Und das fällt dann auch noch mit einem Haushalt zusammen, der nur dann ausgeglichen sein wird, wenn man die dort festgeschriebenen Einsparungen einhält. Mit Neueinstellungen hat das nichts zu tun.

Das gleiche Bild zeigt sich so oder ähnlich auch in Solingen und Remscheid. Doch das scheint beim Bund noch nicht angekommen zu sein, streitet man dort lieber über Begriffe wie Obergrenze und Kontingente.

Dabei wird oftmals übersehen, dass in den letzten Jahren nur gut ein Drittel der Neuankommenden tatsächlich Kriegsflüchtlinge sind, die große Mehrheit laut Wuppertals Sozialdezernent Stefan Kühn jedoch Bürger der Europäischen Union, vor allem Polen, Griechen, Italiener und Spanier, und damit Zuwanderer.

Wollen wir die Freiheit, uns dort niederzulassen, wo wir uns innerhalb der EU bessere Chancen erhoffen erhalten, müssen wir sie auch anderen gewähren. Diese Tatsache, und dass so viele Europäer in ihren Ländern keine Zukunftsperspektive erkennen, fehlt mir im Ruf nach einer europäischen Lösung in der Flüchtlingsfrage. Vielleicht liegt darin ja ein kleiner Teil der Lösung, die im Großen und Ganzen lauten muss, die (Flucht-) Ursachen zu bekämpfen – und zwar überall.