Für die einen mag es der Beweis sein, dass Besucherzahlen rauf oder runter gehen, für mich ist es eine beeindruckende Dokumentation, was in Sachen Kultur in Wuppertal los ist: der Kulturbericht der Stadt. Alleine die Anzahl der Konzerte und Veranstaltungen des Sinfonieorchesters, die sich nur an junge Menschen richten, die Zahl der Visitenkarten im Theater am Engelsgarten, in dem sich Mitglieder des Ensembles mehr oder weniger losgelöst vom Spielplan ihren Zuschauern auf ganz neue Weise vorstellen, oder aber die Zahl der Veranstaltungen in der Historischen Stadthalle sind beachtlich. In letzterer waren es 564, also mehr als es Tage im Jahr gibt. Mit über 177.000 Besuchern war rein statistisch die Hälfte der Wuppertaler 2015 dort mindestens einmal Gast.

Auch wenn ein Mehr wichtig ist, um die Kosten tragen zu können, sind nicht alleine diese wichtig, sondern vor allem auch die Qualität. Wenn das Tanztheater Wuppertal in Paris vier oder drei Aufführungen zeigt, macht das natürlich in der Kasse einen Unterschied – entscheidend ist aber auch, dass das Ensemble immer noch begeistert empfangen und am Ende bejubelt wird. Denn nur dann folgen weitere Einladungen, und zwar an immer mehr Spielorten, wie sich auch in dieser Spielzeit wieder zeigt.

Aber warum hauen dann immer wieder Menschen auf die Kultur und die Kulturschaffenden ein, weil sie zu viel Geld kostet? Kann man nicht einfach einmal anerkennen, dass eine Stadt mit 340.000 Einwohnern extrem viel zu bieten hat – und dies in Konkurrenz zu so vielen anderen Städten in unmittelbarer Nähe mit einem ebenfalls umwerfenden Kulturangebot? Und dabei ist vielen vieles gar nicht bekannt, gibt es zahlreiche freie Akteure, die nur im kleinen Rahmen aktiv sind, aber die Kulturstadt Wuppertal ebenfalls enorm bereichern.

Aber – und das ist diesmal mein versöhnlicher Abschluss: Auch die zahlreichen Unterstützervereine, Unternehmer, Stiftungen oder Einzelunterstützer sind in Wuppertal unfassbar aktiv. Nicht zuletzt ein Theater, Ankäufe von Kunstwerken und die Einwerbung von Spenden für ganz neue Anlagen wie im Zoo werden ausschließlich durch ihr Engagement möglich. Arme Kultur Wuppertal? Nein, ganz im Gegenteil!