Digital und analog

Die Jury hat im Juni entschieden, wer den 75. Internationalen Bergischen Kunstpreis bekommt – am 18. September wird die Ausstellung eröffnet

Der mit 10.000 Euro dotierte 75. Internationale Bergische Kunstpreis der National-Bank AG geht an Pascal Sender für sein Werk „Exit“ (siehe Abbildung). Sender macht mit seinem Smartphone Fotos – in der Londoner U-Bahn, in der Kunst-
akademie oder auch zu Hause. Dabei hält er alltägliche Eindrücke tagebuchartig fest und verarbeitet sie sofort weiter. In seine Kunst fließen zudem Nachrichten, die er über das Smartphone bekommt oder in sozialen Netzwerken findet, Musikfragmente und semantische Zeichen ein. Als Bildcollage fügt er alles zusammen und druckt das großformatig auf Leinwand. Im Atelier geht die Verarbeitung weiter, unter anderem mit dem Pinsel, weiteren Materialien und experimentellen Bearbeitungen.

In der Jurybegründung heißt es dazu: „Pascal Sender verbindet die Möglichkeiten digitaler Bildwelten mit analoger Malerei und schafft einzigartige Werke, die zeitgemäß die Welt, in der wir leben, erfassen.“ Zur Jury gehörten Thomas A. Lange, Vorsitzender der Vorstands der National-Bank AG, der Künstler David Czupryn, die Kuratorin Anna Fricke vom Museum Folkwang, Roland Mönig, Direktor des Von der Heydt-Museums, die Kuratorin Thekla Zell vom Museum Morsbroich und Gisela Elbracht-Iglhaut, Direktorin des Kunstmuseums Solingen.

Sender wurde 1988 in Locarno in der Schweiz geboren und wuchs in Sankt Gallen auf. Von 2006 bis 2013 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Peter Doig. 2018 folgte ein Masterstudium an den Royal Academy Schools in London, das er im nächsten Jahr beenden will. Er lebt und arbeitet, wenn er nicht in London ist, weiterhin in Düsseldorf.

Forum in Frieden und Freiheit

Die Bergische Kunstausstellung findet in diesem Jahr zum 75. Mal in Solingen statt. Solinger Künstlerinnen und Künstler hatten die Schau nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals durchgeführt, um ein Forum in Frieden und Freiheit zu bieten. Dabei sollte die Ausstellung vor allem die Selbstbestimmtheit der Kunst in den Vordergrund stellen, ohne programmatischen Vorgaben zu folgen.

Zu den ersten Teilnehmern gehörten Künstler wie Otto Dix und Conrad Felixmüller. Heute müssen die Ausstellenden einen biografischen Bezug zur Region haben, einschließlich der Kunstakademie Düsseldorf, an der zahlreiche bergische Kunstpreisträgerinnen und -träger ihr Studium absolviert haben.

Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sei es von besonderer Bedeutung, zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler zu fördern und zu unterstützen, heißt es in der Pressemitteilung des Kunstmuseums Solingen zur Preisvergabe. Deshalb sei es besonders erfreulich, dass das Preisgeld in diesem Jahr auf 10.000 Euro erhöht wurde – aus Anlass der 75. Ausstellung und des 100-jährigen Bestehens der National-Bank, die den Bergischen Kunstpreis seit Jahren fördert.

Gezeigt wird die Ausstellung vom 18. September bis zum 31. Oktober 2021 im Kunstmuseum Solingen (Wuppertaler Straße 160). Der Preis wird bei der Ausstellungseröffnung verliehen. Im Laufe der Ausstellung können Besucherinnen und Besucher über den Publikumspreis entscheiden, der mit 1.500 Euro, 1.000 Euro und 500 Euro dotiert ist und von der Stadt-Sparkasse Solingen vergeben wird.

Rund 260 Bewerbungen gingen beim Kunstmuseum ein. Ausstellen werden neben Sender auch Felix Breidenbach, Rike Droescher, Sebastian Fritzsch, Josephine Garbe, Camillo Grewe, Ryo Kinoshita, das Duo Danila Lipatov und Karen Zimmermann, Philipp Naujocks, Fynn Ribbeck, Jan-Luka Schmitz sowie Denise Winter.

Abbildung: Kunstmuseum Solingen