Vor 100 Jahren

Käthe Kollwitz, Jankel Adler, George Grosz, Otto Dix und Raoul Hausmann zeigten ihre Arbeiten 1923 in einem Gasthaus in der Alleestraße

Es kann nachvollzogen werden, wenn die Industrie-, Metall- und Werkzeugstadt Remscheid in den 1920er-Jahren von konservativen Kräften verächtlich und ängstlich „Bergisch Moskau“ genannt wurde. Doch mit einem solchen Etikett wird man Remscheid nicht vollends gerecht, denn in Remscheid lebte auch städtisches Bürgertum. Klein aber fein. Zu diesem Bürgertum gehörten auch viele linke Künstler und Intellektuelle.

Da ist zunächst der Stadtarzt, Romancier und Dramatiker Friedrich Wolf zu nennen, Vater von Markus Wolf, dem späteren Leiter des Auslandsgeheimdienstes der DDR. Aber da sind auch so illustre Namen wie der 1904 in Remscheid geborene Bühnenbildner Teo Otto oder der 1900 geborene Gerd Arntz, ein gesellschaftskritischer Grafiker, der zusammen mit dem Wiener Philosophen Otto Neurath die Bildsprache des Piktogramms erfunden hatte und den die Nazis als „entarteten“ Künstler eingestuft hatten.

Eingebunden in diese Kunstszene war die zionistische Aktivistin Hede Gotthelf, die nicht nur eine künstlerische Puppenmanufaktur betrieb, sondern Künstler regelmäßig zu ihrem literarischen Salon einlud. Sie war außerdem eine feministische Aktivistin, Vorsitzende des „Jüdischen Frauenvereins Remscheid“ und Kassiererin im „Remscheider Frauenverein“.

Abbildung: Stadtarchiv Solingen (Zeichnung von George Grosz auf dem Titelblatt der „Bergischen Arbeiterstimme“ vom 9. November 1921)

Dies ist geschützter Inhalt. Bitte melden Sie sich an, um ihn anzusehen.