Erst wurde er – zu Recht – für seine Arbeit mit dem Sinfonieorchester Wuppertal in den Himmel gelobt, dann mit der Aussicht auf die Position als Orchesterleiter, Opernintendant und Generalintendant der Wuppertaler Bühnen in Wuppertal gehalten. Doch genau da setzte die Kritik ein: Statt das alte Ensemble zu halten oder aber neu zu mischen, trennte sich Toshiyuki Kamioka auf einen Schlag von den Opernsängern, um nur noch produktionsweise mit Sängerinnen und Sängern möglichst aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten. Das löste vor allem deshalb großes Entsetzen aus, weil das, was einmal weg ist, in der Regel auch weg bleibt – einmal abgesehen von den Menschen, die man kennt und deren Entwicklung man über die Jahre verfolgen konnte, was durchaus auch ein Grund ist, warum Besucher ins Opernhaus kommen.
Mit den ersten zwei Produktionen unter der Intendanz Kamiokas hat sich aber auch der Reiz des Neuen gezeigt, nämlich dass in der Welt dort draußen viele junge Talente entdeckt werden können, die ihre Arbeit in Wuppertal hervorragend meistern.
Doch die Puste ging Kamioka schnell aus: Nach gerade einmal drei Monaten steht offiziell fest, dass er die Stadt verlassen wird. Das Gezerre um Gerüchte, die halbherzig dementiert wurden, einmal beiseite geschoben, ist das enttäuschend kurz, läuft sein Vertrag doch bis Mitte 2021.
Nun drängt die Zeit, wenn man bis zum Ende der Spielzeit 2015/2016 einen Ersatz finden muss – im Zweifel dann ja wieder in Form eines Orchesterleiters ebenso wie eines neuen Opernintendanten. Bei Letzterem stellt sich die Frage, ob die Stadt das System Kamiokas beibehalten, oder doch wieder auf ein Ensemble setzen will. Richtet sich die Suche danach oder will man das offen lassen?
Aber auch die Frage nach einem neuen Orchesterleiter wirft zumindest bei uns in der Redaktion die Frage auf, ob nicht in diesem Fall doch noch einmal über eine Fusion der beiden bergischen Orchester nachgedacht werden soll. Kamioka lehnte diese Option kategorisch ab, womit dies auch Wuppertal tat. Aber gilt das jetzt immer noch, auch wenn das damalige Gutachten nicht unbedingt diesen Weg als den Richtigen auswies?
Wir werden abwarten müssen – auch, was Remscheid und Solingen dazu sagen, die ständig um den Erhalt ihrer Bergischen Symphoniker kämpfen. Bis dahin träumen wir ganz genüsslich von einer Bergischen Philharmonie mit Strahlkraft weit über die Region hinaus.