Ganz ehrlich: Schön ist die neue Skulptur im Wuppertaler Engels-Garten, die Friedrich Engels zeigt, nicht – dafür ist sie einfach zu groß. Und auch über die künstlerische Ausführung lässt sich trefflich streiten. Und wenn man dann noch bedenkt, dass die Volksrepublik China diese Skulptur den Wuppertalern geschenkt hat, damit die Stadt gebührend an ihren großen Sohn erinnern kann, das Land selbst aber zum Beispiel die Tragödie vor 25 Jahren auf dem Platz des himmlischen Friedens gnadenlos verdrängt, darf man sich auch durchaus kritisch darüber zu Wort melden.
Aber: Hätte die Stadt deshalb aus moralischen und ethischen Gründen die Annahme verweigern sollen? Abgesehen davon, dass man einem wichtigen Staat mehr als nur vor den Kopf gestoßen hätte, könnte eine Ablehnung auch Folgen für den gerade erst beginnenden Tourismus chinesischer Gäste zum Engelshaus haben. Und auch die Wuppertaler Unternehmen, die wirtschaftliche Kontakte in China haben, wären sicherlich nicht begeistert gewesen, wenn Wuppertal als „Stadt der Ablehnung“ bekannt würde.
Haben wir nicht alle schon einmal eine hässliche Vase von einer alten Tante geschenkt bekommen, die wir nicht leiden können, – und trotzdem getan als würden wir uns freuen? Natürlich hinkt dieser Vergleich ganz gewaltig, aber ich bin dennoch überzeugt, dass es keinem geholfen hätte, das Geschenk abzulehnen – weder den Wuppertalern noch den Chinesen. Im Gegenteil: So haben auch die Wuppertaler Politiker jetzt immer einen ganz konkreten Grund, die Einhaltung der Menschenrechte im Rahmen der Zusammenarbeit mit China zu thematisieren, ganz nach dem Motto, dass Friedrich Engels eben auch ein kritischer Geist war, den man im heutigen China als solchen wahrnehmen müsse. Dabei gilt dann im besten Fall das Prinzip „steter Tropfen höhlt den Stein“.
In diesem Sinne wollen wir Sie nun in die Sommerpause entlassen. Am 16. August melden wir uns mit einem erholten Team bei Ihnen zurück. Bis dahin wünschen wir Ihnen schöne Sommertage und viel Erholung!