Paris zwischen 1905 und 1940

Das Jüdische Museum zeigt bis zum 1. Mai 2023 die Ausstellung „Paris magnétique 1905-1940“, die sich den Künstlerinnen und Künstlern der „Pariser Schule“ widmet

Die französische Hauptstadt war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Anziehungspunkt für Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt. In 10 Kapiteln werden rund 120 Werke gezeigt, die zu ihrer Entstehungszeit eher zu migrantischen und oftmals marginalisierten Positionen der Pariser Avantgarde zählten, heute jedoch das Verständnis der Kunst der westlichen Moderne prägen.

Dabei stehen sowohl bekannte Künstler wie Marc Chagall als auch unbekanntere wie Sonia Delaunay im Mittelpunkt. Neben Gemälden werden Skulpturen und Zeichnungen zu sehen sein, ergänzt durch Zeitdokumente wie Fotografien, Zeitungs- und Filmausschnitte, die den historischen Kontext erläutern.

Darüber hinaus werden Einblicke in die jüdisch-europäische Vielfalt in der französischen Hauptstadt gegeben, indem Biografien der Kunstschaffenden sowie ihre Netzwerke und Treffpunkte wie der Montparnasse und das Atelierhaus „La Ruche“ vorgestellt werden.

„Pariser Schule“

Im Gegensatz zu anderen Bezeichnungen dieser Art wird mit der „Pariser Schule“ keine Kunstschule oder stilistische Richtung, sondern eine kosmopolitische Kunstszene bezeichnet, die sich gegen nationalistische und fremdenfeindliche Stimmen zu behaupten versuchte. Geprägt wurde der Begriff 1925 von dem Journalisten André Warnod, der damit die gerade entstehende europäische Avantgarde von Paris zusammenfasste.

Die damit benannten Künstlerinnen und Künstler kamen aus Deutschland, Italien, aus dem ehemaligen Russischen Reich, aus Polen, der Ukraine und Belarus, um in Frankreich ein neues, freies Umfeld für ihr Schaffen zu suchen. In ihren Heimatländern herrschten schlechte Lebensbedingungen, Marginalisierung, Diskriminierung bis hin zu Pogromen, denen sie entfliehen wollten. Paris bot dagegen Akademien, Ausstellungen, Museen, einen aktiven Kunstmarkt und die Gemeinschaft der Bohèmiens in Cafés und Restaurants.

Die Ausstellung wurde vom Museum für Kunst und Geschichte des Judaismus in Paris konzipiert und 2021 präsentiert. Die gezeigten Werke stammen unter anderem aus dessen Sammlung, vom Nationalen Kunstmuseum der Moderne im Centre Pompidou sowie von privaten Leihgebern.

Foto: MNAM/Centre Pompidou („Porträt der Dédie“, 1918 von Amedeo Modigliani)