Ein langer Weg

Noch in diesem Jahr wird die sogenannte Tentativliste aus Deutschland an die UNESCO übergeben. Diese weist jene Bauwerke aus, die als zukünftige Welterbestätten vorgeschlagen werden.

Auf der deutschen Tentativliste steht nun auch die Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid, die gemeinsam mit 5 weiteren Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts in Italien, Frankreich und Portugal vorgeschlagen wird.

Der Weg dahin ging zunächst über die Landesregierung Nordrhein-Westfalen, die den Antrag an die Kultusministerkonferenz weitergegeben hat. Diese hatte im Dezember 2023 beschlossen, die Müngstener Brücke im Verbund mit den anderen Brücken auf die deutsche Liste zu nehmen.

21 Stätten aus 13 Bundesländern hatten sich um die Aufnahme in die neue Tentativliste beworben. Ausgewählt wurden 7 (siehe Kasten Tentativliste).

Die Eisenbahnbrücke in Müngsten verbindet seit 1897 die Städte Solingen und Remscheid über das Tal der Wupper miteinander und gilt als Paradebeispiel für deutsche Ingenieurkunst. Im Verbund mit den anderen Brücken sieht auch Nordrhein-Westfalens Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, Ina Scharrenbach, eine große Chance, Weltkulturerbe zu werden, wird sie in einer Pressemitteilung des Ministeriums zitiert.

Würden die Brücken ausgewählt, würde jene im Bergischen Land das 7. Welterbe in Nordrhein-Westfalen sein. Bisher gehören der Aachener und Kölner Dom, die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl, der Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen, Schloss Corvey in Höxter und der niedergermanische Limes im Rheinland dazu.

Begleitet wird der Bewerbungsprozess, den offiziell die Stadt Solingen übernommen hat, vom 2021 im bergischen Städtedreieck gegründeten Förderverein Welterbe Müngstener Brücke. Vorsitzender ist Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach; Burkhard Mast-Weisz und Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister von Remscheid und Wuppertal, gehören ebenso wie Werner Lübberink, Konzernbevollmächtigter für die Deutsche Bahn in NRW, dem Vorstand an. Denn die Brücke gehört der Deutschen Bahn.

Doch bis etwas entschieden wird, dauert es noch lange: „Nach aktuellem Plan wäre mit einer Entscheidung des Welterbekomittees über die Eintragung auf die Welterbeliste bei der Sitzung des Welterbekomitees im Jahr 2033 zu rechnen“, heißt es beim NRW-Ministerium weiter. Auf dem Weg dorthin soll 2029 der Antrag für die Vorabeinschätzung, 2031 der Entwurf der Anmeldung zur Prüfung eingereicht werden. 2032 erfolgt dann die tatsächliche Einreichung der Anmeldung. Mit der Ernennung zum Welterbe wird die Verpflichtung übernommen, das Objekt für zukünftige Generationen zu erhalten.

Tentativliste//

• Waldsiedlung Zehlendorf – Erweiterung der Welterbestätte „Siedlungen der Berliner Moderne“ (Berlin)

• Fundstätte der Schöninger Speere – Mensch und Jagd vor 300.000 Jahren (Niedersachsen)

• Pretziener Wehr (Sachsen-Anhalt)

• Europäische Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts (Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit Frankreich, Italien und Portugal)

• Keltische Machtzentren der älteren Eisenzeit nordwestlich der Alpen (Baden-Württemberg und Hessen in Kooperation mit Frankreich)

• Der Fernsehturm Stuttgart – Archetyp und Symbol moderner Massenkommunikation (Baden-Württemberg)

• Olympiapark München (Bayern)

Foto: Bergische Blätter/NAS