Im Neusser Feld-Haus, Museum für populäre Druckgrafik (Berger Weg 5), werden bis zum 21. März 2021 unter dem Titel „Vintage Fashion“ Anzieh-Puppen gezeigt. Anzieh-Puppen? Papier-Puppen? Paper Dolls, wie sie in der Ausstellung genannt werden? Gibt es die heute noch? Die gezeigten stammen jedenfalls aus vergangenen Zeiten – und gehören zur Sammlung des Wirtschaftswundermuseums. Zu sehen sind dementsprechend Filmstars und Stilikonen wie Marylin Monroe, Jackie Kennedy, Grace Kelly und Twiggy, aber auch Männer wie Rock Hudson. Schon vor 200 Jahren erfreute sich das preiswerte Spielzeug aus Papier großer Beliebtheit. Der technologische Fortschritt im 19. Jahrhundert und die damit einhergehende Senkung von Druckkosten führte zu einer ersten Blütezeit der Papier-Puppen. Sie waren unter anderem in Zeitungen und Zeitschriften zu finden, wurden als Spielzeug verkauft und als Vermittler aktueller Modetrends gesehen. In den USA gelten die Jahre 1930 bis 1950 als „Goldenes Zeitalter der Papier-Puppen“, unter anderem, weil das preiswerte Spielzeug für jeden erschwinglich war. Und sie dienten als Inspiration für die wohl berühmteste Puppe der Welt, die Barbie. Diese gab es dann von den frühen 1960er Jahren bis 1990 ebenfalls aus Papier. Rund 100 Objekte, vorwiegend aus den 1950er bis 1970er Jahren, darunter Comics, Bilderbögen, Papier-Puppen-Hefte und Spielkartons geben einen Einblick in diese farbenprächtige, verspielte und zum Teil auch glamouröse Welt der Papier-Puppen. Dahinter kann man jedoch auch immer ein Zeugnis der Zeit mit Blick auf Kultur, Ideale, Ideologien und gesellschaftliche Normen entdecken.

Foto: Wirtschaftswundermuseum