Offen, Neues zu kreieren

Hamburg – Lübeck – Wuppertal: So lautet die Achse, die Christopher Huber in die Stadt und zum Kulturzentrum Immanuel geführt hat

Geboren wurde Christopher Huber in Hamburg. In Lübeck und Wuppertal studierte er Musik – und blieb hier, unter anderem wegen seiner Beteiligung am Royal Street Orchestra. An der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Wuppertal, hatte er viele Musikerinnen und Musiker sowie die Wuppertaler Kulturszene kennen- und schätzen gelernt. „Es lohnt sich, in dieser Stadt Kunst zu machen und Teil der Kunst zu sein“, erklärte Huber in einem Gespräch an seiner Wirkungsstätte, dem Kulturzentrum Immanuel in der Oberbarmer Sternstraße.
So sei die Gründung des Royal Street Orchestras, einem Weltmusik-Orchester, in dem er als Geiger und künstlerischer Leiter fungiert, so in nur wenigen anderen Städten möglich gewesen, weil es hier eine große Offenheit gebe, Neues zu kreieren. In größeren Städte würde deutlich weniger miteinander gearbeitet. In Wuppertal kenne man sich jedoch, sodass immer schnell eine Zusammenarbeit zustande komme.
Das bedeutet aber nicht, dass man auch immer gut von der Kunst leben kann. Deshalb absolvierte Huber neben seiner Arbeit als freischaffender Musiker auch eine Ausbildung zum Kaufmann und arbeitete danach bei einem Bildungsträger. Dann sah er eine Ausschreibung des Kulturzentrums Immanuel, das eine neue Geschäftsführung suchte – und habe sich direkt beworben.
Die Kombination aus kaufmännischem und musikalischem Wissen passt (nicht nur für ihn, sondern auch für den Förderverein) perfekt. Die Kirche kennt Huber von eigenen Konzerten, das erste war 2006 noch eins mit dem Hochschulorchester. Auch mit der Kammerphilharmonie Wuppertal war er regelmäßiger Gast. Zudem seien einige seiner Stücke dort aufgeführt worden, heißt es in einer Pressemitteilung des Kulturzentrums. Denn Huber ist auch Komponist.

Foto: Heike Müller-Buchbender

Seit dem 1. August 2022 arbeitet Huber nun als Geschäftsführer, wobei er einen engagierten und aktiven Förderverein und Vorstand vorgefunden hätte, berichtete er im Gespräch. Allen sei sehr daran gelegen, dass der Kulturort weiter besteht, zumal er eine Leuchtturm-Funktion im Wuppertaler Osten habe, so Huber.
Was ihm gar nicht so bewusst gewesen sei ist, dass in der Immanuelskirche aufgrund der guten Akustik schon immer zahlreiche CD-Aufnahmen erfolgt sind. Unter anderem damit habe das Kulturzentrum die Corona-Pandemie noch gut überstanden.
Derzeit wird zudem am zum Zentrum gehörenden Obendiek-Haus gearbeitet, das komplett barrierefrei umgebaut werden soll. Während der Pandemie wurde bereits mit der Sanierung der sanitären Anlagen und der Technik begonnen. Damit wäre dann das gesamte Kulturzentrum barrierefrei.
Im Obendiek-Haus (Hermannus Obendiek war Pfarrer der Immanuelskirche und Mitverfasser der Barmer theologischen Erklärung) befindet sich ein Saal für bis zu 100 Personen und ein Konferenzraum für bis zu 30 Personen sowie die Geschäftsstelle. Dort treffen sich auch andere Vereine, die die Räume mieten. Es sei aber noch Platz für weitere Mieter, so Huber.
Für das Kulturzentrum plant er vor allem Veranstaltungen im kulturellen Bereich, wie man sie vor der Corona-Pandemie hatte. So kommt am 7. April der Chor der Konzertgesellschaft und die Kammerphilharmonie mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Liszt in das Kulturzentrum (18 Uhr). Am 11. Mai folgt das Chorwerk Ruhr mit der Capella de la torre und „Bachs Erinnerungen“ (20 Uhr). Am 20. Juni findet das Semesterabschlusskonzert der Bergischen Universität Wuppertal statt (20 Uhr).
Neu ist am 16. Mai zum Beispiel ein Satireabend mit Christoph Maria Herbst und Moritz Netenjakob unter dem Titel „Das ernsthafte Bemühen um Albernheit“, bei dem beide aus ihren Lieblingssatiren lesen werden (20 Uhr). Im November wird der Kabarettist Wilfried Schmickler in die Kirche kommen. Weitergeführt wird die Bigband-Reihe, die im vergangenen Jahr erfolgreich gestartet ist.
Insgesamt soll das Programm so vielfältig wie möglich sein. Für Partys, Hochzeiten und ähnliches sei die Kirche aber nicht geeignet – und lange feiern könne man aufgrund der dicht bebauten Nachbarschaft auch nicht, so Huber.
Was allerdings schwierig bleibe, ist die Parkplatz-Situation: Wenn die Kirche mit 500 Zuschauenden voll besetzt ist, könne das schon mal eng werden, auch wenn man neben dem eigenen Hof den Parkplatz der benachbarten Schule am Wochenende nutzen könne. Dafür ist die Kirche mit dem Bahnhof Oberbarmen aber ganz gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden.

Tag des guten Lebens

Am 4. Juni beteiligt sich das Kulturzentrum am Tag des guten Lebens, der diesmal in Oberbarmen stattfinden wird. Angedacht ist, dass Vereine und Initiativen an diesem Tag Stände rund um die Kirche aufbauen können, um sich zu präsentieren. Daneben wird es in der Kirche ein Konzert der Bergischen Musikschule geben.
Überhaupt will Huber das Zentrum mehr für die Nachbarschaft öffnen – auch, um bewusst zu machen, dass die Immanuelskirche nicht mehr als Kirche genutzt wird, sondern eben ein Kulturzentrum für alle ist. Er selbst hat sich bereits in den benachbarten Institutionen vorgestellt. Dabei will er mit jenen – wie der Färberei, dem BOB-Campus und dem Vier-Zwo-Zwo-Quartierbüro – zusammenarbeiten.

Immanuelskirche// Die Immanuelskirche wurde als 2. Kirche der Gemeinde Barmen-Gemarke von 1867 bis 1869 gebaut. Den 2. Weltkrieg hat sie fast unbeschadet überstanden und steht seit 1976 unter Denkmalschutz. Mit dem Zusammenschluss der lutherischen und reformierten Gemeinden 1984 in Oberbarmen wurde die Kirche überflüssig. Doch Gemeindemitglieder sowie Bürgerinnen und Bürger retteten sie vor am Abriss, indem sie ein Konzept für eine Umwidmung in ein Kulturzentrum vorlegten. Ein Förderverein übernahm die Trägerschaft für das Kulturzentrum. 2003 wurde mit umfangreichen Sanierungsarbeiten begonnen, die für die Kirche 2010 abgeschlossen werden konnten.
Silke Nasemann