Toleranz und Versöhnung

Dieses Jahr vergibt die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft wieder ihren Lyrikpreis sowie erstmals auch wieder einen Lyrikförderpreis

Der Hauptpreis geht an Dincer Gücyeter. Bei der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft heißt es, er sei ein „Lyriker von Format“, „dessen Leben, Werk und Wirken im Wortsinn Bände spricht – für ein Miteinander, eine interkulturelle Toleranz im Sinne Else Lasker-Schülers, die stets für eine Versöhnung zwischen Juden, Christen und Muslime eingetreten ist“. Dabei kennzeichne seine Lyrik Beobachtungen und Lebenswelten sowie eine „brachiale emotionale Kraft“. Daneben spreche aus seinen Zeilen Ironie und Witz ebenso wie Lakonie und Ernst.

Gücyeter ist nicht nur Autor, sondern auch Herausgeber und Verleger des 2012 von ihm gegründeten Elif-Verlags mit Sitz in Nettetal, in dem er Arbeiten vieler anderer Lyrikerinnen und Lyriker von Chile bis Island veröffentlicht. In Nettetal wurde Gücyeter 1979 auch geboren – und lebt dort nach wie vor. Neben dem ELS-Preis bekam er im vergangenen Jahr für seinen autobiografischen Roman „Unser Deutschlandmärchen“ den Leipziger Buchpreis.

Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird vom Literaturbüro Nordrhein-Westfalen gefördert. Preisträgerinnen und -träger waren unter anderem bereits Thomas Kling, Friederike Mayröcker, Safe Can, geflüchtete afghanische Jugendliche, die ihre traumatischen Erfahrungen lyrisch verarbeiteten, sowie Nora Gomringer.

Erstmals seit 20 Jahren kann zudem wieder ein Förderpreis vergeben werden, der an die 38-jährige Sarah Kiyanrad geht. Sie arbeitet als Dichterin, Übersetzerin und Iranwissenschaftlerin am Münchner Universitätsinstitut für den Nahen und Mittleren Osten, wo sie iranische Kulturgeschichte lehrt. Ihre Lyrik sei von der traditionellen persischen Poetik geprägt. Die gebürtige Stuttgarterin lebt in Augsburg. Der Förderpreis ist mit 2.000 Euro dotiert.

Die Preisverleihung findet am 19. April in der Glashalle der Stadtsparkasse Wuppertal (Johannisberg 1) statt. Einen Tag später stellen sich Dincer Gücyeter und Sarah Kiyanrad bei einer gemeinsamen Lyrik-Lesung in der Bergischen Volkshochschule in Wuppertal (Auer Schulstraße 20) vor. Beginn beider Veranstaltungen ist um 18 Uhr. Das Datum sei dabei nicht zufällig gewählt, berichtet Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft: Am 19. April 1933 flüchtete die Dichterin und Jüdin aus Deutschland in die Schweiz.

Foto: Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft