Mehr als der Weltfrauentag

Wenn am 7. und 8. März der Equal-Pay-Day und der Internationale Frauentag begangen werden, sprechen immer viele Menschen von der Gleichstellung von Frauen und Männern. Doch das müsste eigentlich das ganz Jahr über aktiv umgesetzt werden. Ein paar Beispiele im Städtedreieck gibt es dafür.

Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind brachte es bei einer digitalen Pressekonferenz am Weltfrauentag am 8. März 2023 auf den Punkt: Denn dieser Tag sei leider immer noch aktuell und erforderlich, wie man an der neuen Zusammensetzung des Wuppertaler Verwaltungsvorstands sehe, in dem es auch nach der gerade erfolgten Neuwahl des Kämmerers keine Frau gebe.

Vor allem international würden Frauenrechte derzeit immer mehr verschwinden, betonte Roswitha Bocklage, Leiterin der Gleichstellungsstelle für Mann und Frau der Stadt Wuppertal, in dem Pressegespräch. Das könne man derzeit vor allem in Afghanistan und dem Iran sehen. In Deutschland gehe es neuerdings aber auch wieder um das Thema Armut, die vor allem auch durch Unterbezahlung entstehe.

Deshalb würde Wuppertals Sozialdezernent Stefan Kühn gerne noch einen Schritt weiter gehen, indem es beim Equal-Pay-Day nicht nur um die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen geht, sondern auch in den unterschiedlichen Branchen. Denn gerade in seinem Bereich würden viele Frauen arbeiten, die generell schlechter bezahlt würden, als Männer in für sie typischen Berufen.

Es könne zudem nicht sein, dass Frauen durchschnittlich die besseren Schulabschlüsse hätten und häufiger studieren würden, bei Führungspositionen aber immer noch an die gläserne Decke stoßen würden. „Unsere Strukturen sind einfach falsch“, so Kühn.

Ein Gegenmittel könnten Mentorinnen-Programme sein, so Bocklage. Die gebe es innerhalb der Stadtverwaltung Wuppertal, aber auch darüber hinaus. Das sei im Übrigen auch für die Mentoren interessant, weil sie in so einem Projekt ihre eigene Führungskompetenz hinterfragen und erklären müssten. Dabei könne man selbst viel lernen, so Bocklage.

Gerade Frauen könnte eine Ausbildung in Teilzeit helfen. Wie sich Arbeitgebende darauf einstellen können und welche Rahmenbedingungen dazu gehören, kann man bei der Veranstaltung „Ausbildungsnachwuchs finden und binden – kann das auch in Teilzeit klappen?“ erfahren. Sie findet am 23. März von 17 bis 19 Uhr im Knipex-Werk in der Oberkamper Straße 12 statt. Eine Anmeldung ist bis zum 16. März unter der E-Mail-Adresse competentia.c.jentsch@stadt.wuppertal sowie per Telefon unter 0202/5635022 bei Christine Jentzsch möglich.

„Frauen mit Profil“

Ein weiteres Projekt, Frauen sichtbarer zu machen, ist „Frauen in Führung“, das Andrea Schorradt vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bergisches Städtedreieck bei der Pressekonferenz vorstellte. Das beinhaltet die Auszeichnung von Frauen „mit Profil“, die in diesem Jahr sehr unterschiedlich seien, aber alle „sehr engagiert und toll“, so Schorradt.

Nominiert wurden knapp 60 Frauen in 3 Kategorien: als vorbildliche Unternehmerin oder in Leitungsverantwortung für mehrere Mitarbeitende, für kreative Lösungen, um langfristig ein existenzsicherndes Einkommen zu erzielen und als Managerin nachhaltiger Projekte für Frauen.

In der Kategorie „Vorbildliche Unternehmerin“ hat die 36-jährige Natalie Schaffert gewonnen. Sie ist Regionalleiterin der Altenhilfe Solingen, Einrichtungsleiterin und Teil der Geschäftsführung der Diakonie Bethanien gGmbH sowie Mutter von 2 Kindern. Als Leiterin etablierte sie unter anderem flexible Teilzeitmodelle und lange vor der Corona-Pandemie die Möglichkeit zum Home Office. Derzeit arbeitet sie am Aufbau einer Betriebskindertagesstätte.

In der Kategorie „Kreative Lösungen zur eigenen Existenzsicherung“ hat die 28-jährige Janina Wisniewski gewonnen. Sie hat sich mit dem Unternehmen „Handicap aktiv verbessern“ selbstständig gemacht. Selbst beeinträchtigt, hat sie nach dem Abitur Erziehungswissenschaften studiert. Bei einem eigenen Coaching kam sie auf die Idee zu ihrem Unternehmen, bei dem sie Menschen mit Beeinträchtigungen sowie Eltern von Kindern mit Handicap berät.

In der Kategorie „Leitung eines nachhaltigen Projekts für Frauen“ hat die 65-jährige Martina Zsack-Möllmann gewonnen, Geschäftsführerin des Frauenhauses Solingen e. V., in dem sie seit 1991 arbeitet. Das Frauenhaus hat sie kontinuierlich ausgeweitet – bis hin zu einem Wohnprojekt für Frauen mit Behinderung, die dort weitgehend selbstbestimmt und unabhängig leben können. Laudatoren waren die 3 Oberbürgermeister von Wuppertal, Solingen und Remscheid, Uwe Schneidewind, Tim O. Kurzbach und Burkhardt Mast-Weisz.