Weihnachten versus Kunst

Der Kugelbrunnen am Eingang der Barmer Einkaufszone sollte aufgewertet werden, was dem Künstler jedoch missfällt

Es war so schön gedacht und auch schön gemacht, fand aber nicht die Zustimmung des Künstlers: die Umgestaltung des Kugel-Brunnens am Eingang der Barmer Einkaufsstraße Werth in Wuppertal in eine Weihnachtskugel. 1978 wurde der Brunnen aus zwei Halbkugeln von Friedrich Werthmann eingeweiht. Und eben dieser empfindet seine Kunst damit beeinträchtigt und sein Urheberrecht verletzt. Zudem befürchtet er, dass sein Werk Schaden nimmt.

Werthmann wurde 1927 in Barmen geboren und lebt seit 1956 mit Unterbrechungen in Düsseldorf. 1950 machte er in Wuppertal seine Gesellenprüfung als Maurer, schon zwei Jahre zuvor begann er mit seiner künstlerischen Tätigkeit. Eine weitere Skulptur von ihm ist im Rathaus – nur einen Steinwurf vom Kugelbrunnen entfernt – zu sehen.

Seit Anfang November 2015 erstrahlt der Brunnen als große Weihnachtskugel, der auch schon vorab, gemeinsam mit der Schwebebahn-Station Werther Brücke, abends in buntes Licht getaucht wurde. Die Gestaltung der Weihnachtskugel sei eine spontane Idee gewesen, die jedoch gar nicht so einfach umzusetzen war, berichtet Thomas Helbig als Geschäftsführer der ISG Barmen-Werth (Immobilien-Standort-Gemeinschaft), die das Projekt jetzt (ohne den Künstler vorab gefragt zu haben) umsetzte.

Schließlich fand man doch einen Partner, der innerstädtische Beleuchtungen anbietet. Für den Brunnen wurden illuminierte Achtelkreise gefertigt, inklusive eines goldenen Krönchens (dem Aufhänger einer klassischen Weihnachtskugel entsprechend), die den Brunnen luftig aber als Ganzes umschließen. Dabei sei das gesamte Material umschichtet, sodass keine (Kratz-) Spuren auf dem Brunnen hinterlassen würden, so Helbig. Und auch, dass man mit der Weihnachtskugel den Brunnen abwerte, kann der Buchhändler nicht nachvollziehen. Im Gegenteil sieht er darin eher eine Aufwertung, die mit der Befestigung der Steine rund um den Brunnen und der Gestaltung der Umgebung unter anderem durch Fahnen und die Beleuchtung begonnen habe.

Für dieses Jahr darf die Beleuchtung bleiben, im nächsten Jahr wahrscheinlich eher nicht mehr. Aber damit wird sie nicht verschwinden: Die Kugel ist so konzipiert, dass sie auch alleine auf einem Ring stehen kann – und zwar überall. So kann sich Helbig gut vorstellen, dass sie im nächsten Jahr auf dem Geschwister-Scholl-Platz für Freude sorgen, als Lichtblick auf einer der Grünflächen auf der Höhe aufgestellt oder aber in den Weihnachtsmarkt auf dem Johannes-Rau-Platz integriert werden könnte.

Foto: Michael Mutzberg