Immer die Kellertreppe rauf

Obwohl der Skandal um die GWG, die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal, schon lange her ist, reichen die Folgen bis heute. Doch nun scheint der Weg „von der Kellertreppe rauf ins Erdgeschoss“ in Sichtweite zu sein.

Auf dem Wuppertaler Wohnungsmarkt ist derzeit viel Bewegung und die Perspektiven sehen gut aus. Das jedenfalls sind die Eingangsworte von Oliver Zier, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal (GWG), die zu 95 Prozent der Stadt, zu fünf Prozent der Stadtsparkasse gehört. Aber: Es gibt auch große Herausforderungen. Die liegen unter anderem darin, dass 85 Prozent der Immobilien in Privathand sind – und damit mehr als in anderen Städten.

Ein wichtiger Partner für die GWG ist deshalb die Wuppertaler Quartiersentwicklungsgesellschaft (WQG), zu dessen Gesellschaftern die GWG gehört. Denn sie ist auch Ansprechpartner für die privaten Immobilienbesitzer. Die ehemals von Oberbürgermeister Andreas Mucke und jetzt von Sven Macdonald geleitete Agentur ist vor allem für ihr Engagement am Arrenberg bekannt. Weil dort die Entwicklung weg von einem schwierigen Quartier hin zu einem lebendigen Stadtteil vorbildlich funktioniert hat, richtet sich jetzt der Blick der WQG auf Oberbarmen und Wichlinghausen.

Doch im Osten der Stadt sieht Zier größere Herausforderungen als am Arrenberg, weil das Quartier weniger kompakt und auch heterogener sei. Die Transformation, also den Übergang beziehungsweise Wechsel von einem eher problematischen zu einem Stadtviertel, in dem man wieder gerne lebt, wird auch vom Wuppertal-Institut, der Stadt und dem Land Nordrhein-Westfalen begleitet, so Zier.

Doch warum engagiert sich die GWG in der WQG, obwohl sie weder am Arrenberg noch in Wichlinghausen oder Oberbarmen einen nennenswerten Wohnungsbestand aufweisen kann? Für Zier ist die Antwort ganz klar: „Es geht darum, den Wohnungsmarkt insgesamt attraktiver zu machen.“ Dabei sei auch das Thema Marketing wichtig, also am nicht immer so guten Ruf Wuppertals etwas zu ändern, gerade was den Wohnstandort betreffe. Denn dabei gebe es noch viel zu tun.

Das fange jedoch auch bei den eigenen Häusern an. Und deshalb stehen in den nächsten Jahren 90 Millionen Euro auf dem Investitionsplan. Das ist dringend notwendig, denn die Leerstandsquote bei den GWG-Wohnung liegt zwar derzeit bei 4,5 Prozent (Ende 2015 waren es 5,2 Prozent oder 291 Wohnungen), aber es ist noch nicht so lange her, als in der Bilanz noch acht Prozent standen, was deutlich zu hoch sei. Und das liege daran, dass der Bestand zum Teil völlig veraltet sei – man einige Wohneinheiten seit den 1950er Jahren nicht mehr modernisiert hätte.

Denn in schlechten Jahren sei es auch schon mal vorgekommen, das weniger als 20 Wohnungen pro Jahr auf einen neuen Stand gebracht wurden. Zum Vergleich: 2016 sollen es 180 werden, berichtet Zier nicht ohne Stolz. Da seien die nun veranschlagten 90 Millionen Euro ein wichtiger Beitrag, genau dort weiterzumachen – wenn es aus seiner Sicht natürlich auch noch ein paar Millionen Euro mehr sein dürften. Aber: Zwischen 2010 und 2014 wurden pro Jahr und Quadratmeter 8,21 Euro für die Instandhaltung des eigenen Wohnbestandes ausgegeben, in den kommenden Jahren werden es rund 26 Euro sein.

Und Zier weiß, dass 90 Millionen Euro auch deshalb viel sind, weil die GWG einen langen, schweren Weg hinter sich hat, der in den 1990er Jahren durch einen großen Korruptionsskandal der damaligen Geschäftsführer ausgelöst wurde, die zum Teil Verträge abgeschlossen haben, die bis heute wirken – und die GWG damit bis heute viel Geld kosten. Das betrifft vor allem die sogenannten Service-Wohnanlagen Am Springer Bach und An der Hardt. Von insgesamt 284 Wohnungen stehen derzeit 56 leer (19,7 Prozent), wobei das Haus An der Hardt noch weit besser ausgelastet ist.

Für den Springer Bach läuft im kommenden Jahr dann auch endlich der Vertrag aus – dessen wirtschaftliche Folgen laut Geschäftsführung mit rund einer Millionen Euro Verlust pro Jahr extrem seien. Insgesamt habe der Korruptionsskandel einen Schaden von über 100 Millionen Euro angerichtet – und das sei auch über Jahre hinweg nur schwer zu kompensieren.

Foto: Michael Mutzberg

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