Tanz der Kulturen

Die Neusser Tanzwochen warten zur Saison 2017/18 gleich mit drei Deutschland-Premieren auf

Südamerikanisches Temperament startet die Reihe am 3. Oktober 2017 mit Acosta Danza aus Kuba. Die Company wurde von Carlos Acosta gegründet, der ein führender Tänzer des Royal Ballet London war. „Mit Akribie und Engagement hat er seine Truppe in Havanna aufgebaut“, berichtet der Neusser Kulturreferent Rainer Wiertz. „Und mit ein wenig Glück wird er in dem belgisch-marokkanischem Stück „New Duet“ selbst tanzen.“ Die Weltpremiere des Acosta-Progamms findet nur wenige Tage vorher, am 27. September, in London statt.

Jedem, der sie noch nicht gesehen hat, seien die Tänzer von der Compagnie Hervé Koubi ans Herz gelegt. Der sympathische Südfranzose Koubi mit algerischen Wurzeln hat seine Tänzer aus verschiedenen nordafrikanischen Staaten geholt. Seine Bilder sind berauschend, die Tänzer vereinen Eleganz und Kraft mit starkem Ausdruck. Hervé Koubi vereint Mediterranes mit Arabischem. Eine Szene mit Messern erinnert an die Wurzeln des rituellen Tanzes. Ein Termin, den sich Tanzwochen-Fans nicht entgehen lassen sollten: 22. November.

Zum ersten Mal nach Neuss kommt das National Dance Theatre of Wales. Die künstlerische Leiterin des Ensembles, Caroline Finn, arbeitet regelmäßig mit internationalen Choreografen zusammen. Neben einem Arrangement der Britin werden ein Stück des Israelis Roy Assaf und eines des Australiers Lee Johnston zu sehen sein. Termin: 1. Dezember.

Nach einer Pause über den Jahreswechsel geht das Programm am 23. Januar 2018 mit einem Gastspiel des Ballet Hispanico aus New York weiter. Die Latino-Kultur steht im Mittelpunkt der Company. Gezeigt wird unter anderem das Stück „Bury me Standing“ von Ramon Oller, das den Einfluss der Roma auf die Kultur in Spanien zum Thema hat. Zum Ausdruck gebracht wird dabei das Leben in der Gemeinschaft. Dies ist die dritte Deutschlandpremiere.

„Ein ganz großes Glück“ nennt Wiertz den Auftritt der Martha Graham Company aus New York am 17. Februar. Höhepunkt der Darbietung wird das Stück „Chronicle“ sein. Darin hat Martha Graham eigenes Erleben aufgearbeitet: 1936 lud Adolf Hitler sie zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Berlin ein, was sie vehement ablehnte. „In Chronicle beschäftigte sich die 1991 verstorbene Choreografin mit dem Ersten Weltkrieg und dem Geschehen der 1940er Jahre“, so Wiertz.

Den Abschluss der Saison macht das Hong Kong Ballet am 17. März. Unter der Leitung der Schwedin Madeleine Onne bringen die Chinesen eine tänzerische Vermittlung zwischen Asien und Europa auf die Bühne – mit einem breit gefächerten klassisch-modernen Repertoire.

Christiane Zangs, Kulturdezernentin der Stadt Neuss, hebt Wiertz‘ Verdienste um das Programm der Tanzwochen, die Zeughaus-Konzerte und das Shakespeare-Festival im Globe an der Rennbahn hervor: „Wir schauen schon voll Sorge in die Zukunft, wenn Herr Wiertz in vier Jahren in Pension geht. Er hat unsere Veranstaltungsreihen und das Kulturprogramm während seines Wirkens zur Perfektion reifen lassen – ein Intendant für drei Sparten.“

Ruth Hoffmann

Foto: Internationale Tanzwochen Neuss/Conrado E. Dy-Liacao/Motiv: Hong Kong Ballet