Auf Umwegen in die Ferien

Mit den Sommerferien beginnen auch die Baustellen und Ersatzverkehre: Während in Wuppertal ein Teil der Bundesallee gesperrt wird, wird Remscheid zeitweise komplett vom Zugverkehr abgeschnitten

Eine der größten Baustellen, die Wuppertal in den letzten Jahren erlebt hat, bietet der Döppersberg. Um den Umbau des Verkehrsknotenpunktes vom Hauptbahnhof bis zur Einmündung in die Fußgängerzone möglichst gut über die Bühne zu bringen, hat der Rat der Stadt die Teilsperrung der Bundesallee beschlossen. Sie betrifft den Bereich der Bundesallee zwischen Morian- und Kasinostraße. Die Dauer wird von der Stadt mit bis zu drei Jahren angegeben. Anvisiertes Ende des Döppersberg-Umbaus ist derzeit das Jahr 2018 – ohne die Teilsperrung wären es zwei Jahre mehr gewesen.
Die Erreichbarkeit der Innenstadt in Elberfeld soll laut Stadtverwaltung immer gewährleis-tet sein. Zugänge sind die Morianstraße, die Kasinostraße und die Friedrich-Ebert-Straße. Daneben bleiben die Neumarktstraße, der Robert-Daum-Platz sowie die Luisen- und Hochstraße geöffnet. Wer von Vohwinkel nach Barmen möchte – oder umgekehrt – sollte sich laut Stadtverwaltung Ausweichrouten über die Nord- oder Südachsen der Stadt suchen – und damit die Innenstadt gar nicht erst ansteuern.
Mit Beginn der Teilsperrung findet auch der Fahrplanwechsel der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) am 21. Juli 2014 statt. Zwei grundlegende Änderungen machten dies notwendig: Der zentrale Busbahnhof wird vom Döppersberg an insgesamt vier Haltestellen – Ohligsmühle, Wall/Museum, Historische Stadthalle und Brausenwerth – verlegt und der Wall für beide Fahrtrichtungen geöffnet. Doch die WSW scheinen sich gut vorbereitet zu haben und informierten bereits alle Haushalte mit einer eigens gedruckten Broschüre, die Informationen zum Konzept des Öffentlichen Nahverkehrs während der Teilsperrung enthält.
Die Broschüre soll den Nutzern von Bussen und Bahnen den Weg zu diesen Haltestellen weisen. Eine optische Hilfestellung sollen dabei vier Farben geben, die den einzelnen Haltepunkten zugeordnet sind – und die sich auch in der Stadt wiederfinden werden: blau erscheint der Wall, rot die Ohligsmühle, grün der Brausenwerth (eine Haltestelle, die es bisher nicht gegeben hat) und lila die Stadthalle. Eine weitere Hilfestellung soll ein gezeichneter Nager mit Bauhelm bieten: Überall, wo er im Stadtgebiet zu finden ist, wird es auch Informationen zum Verkehrskonzept der WSW geben, heißt es dort.
Grob gesagt verbindet die Haltestelle Wall alle, die in die Innenstadt oder mit anderen Linien in Richtung Nordstadt weiterfahren wollen. Die Ohligsmühle wird zum zweiten wichtigen Verbindungsnetz und ist der Halt für alle, die ins Luisenviertel oder in den Westen wollen. Die Stadthalle bietet den Verbindungspunkt zur Uni und die Südhöhen, der Brausenwerth die Verbindung Richtung Barmen und die anderen östlichen Stadtteile.
Daneben erhoffen sich die Stadtwerke, dass sie vom Umbau profitieren können, indem mehr Menschen auf Busse und vor allem die staufreie Schwebebahn umsteigen werden. Um den Umstieg vom Auto auf den ÖPNV schmackhaft zu machen, wurde das neue „Ab-in-die-City-Ticket“ aufgelegt, mit dem bis zu fünf Personen für insgesamt 6,50 Euro an Samstagen und verkaufsoffenen Sonntagen ganztägig in die Wuppertaler Innenstadt gelangen können.

Remscheid vom Zug abgeschnitten

Für die Remscheider wird es ab dem 5. Juli ernst: Bis zum 3. August wird die Stadt für vier Wochen nicht mit dem Zug zu erreichen sein – und kein Zug die Remscheider aus der Stadt hinaus in die Ferien führen. Grund dafür ist die noch andauernde Sanierung der Müngstener Brücke bis Dezember 2014 sowie eine Anfang Juli beginnende Sanierung der Schieneninfrastruktur zwischen Remscheid-Hauptbahnhof und Wuppertal-Ronsdorf sowie Oberbarmen. Über 8.000 Meter Gleise und zehn Weichen müssen erneuert werden.
Dass jetzt beides zusammenfällt, liegt vor allem daran, dass die Sanierung von Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke aufwendiger ist, als die Deutsche Bahn dachte. Als die Gleiserneuerungen vor einem Jahr geplant wurden dachte man, mit den Brückenarbeiten bereits fertig zu sein. Hätte man die Arbeiten verschoben, würden Geschwindigkeitsbegrenzungen notwendig, wobei die Züge noch nicht einmal halb so schnell fahren dürften wie üblich. Fahrzeiten und Anschlüsse könnten so nicht eingehalten werden – und diese sogenannten Langsamfahrstellen müssten bis zur nächstmöglichen Sanierungszeit andauern, die die Deutsche Bahn aufgrund zahlreicher Baustellen und begrenzter Ressourcen mit den Sommerferien 2016 angibt. Dann also lieber jetzt, so die Antwort der Bahnbetreiber auf dieser Strecke, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der Abellio.
Und das bedeutet ganz konkret, dass der bisherige Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Solingen-Mitte und Remscheid-Hauptbahnhof (voraussichtlich) bis zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2014 unverändert fortgesetzt wird. Betroffen ist die S-Bahn-Linie 7. Sie führt vom Hauptbahnhof Solingen über die Stationen Grünewald, Mitte und Schaberg nach Remscheid-Güldenwerth. Weiter geht es über den Hauptbahnhof, Lennep und Lüttringhausen zum Bahnhof Wuppertal-Ronsdorf. Über Oberbarmen, Barmen und Unterbarmen wird der Elberfelder Hauptbahnhof erreicht – wenn die Strecke nicht, wie in der Zeit bis zum 3. August 2014, teilweise gesperrt ist.
Zwar fährt derzeit bereits der Ersatzbus zwischen Solingen-Mitte und Remscheid-Hauptbahnhof, die Strecke muss jedoch in der Zeit der Sperrung bis Wuppertal-Oberbarmen verlängert werden. Auch in der Zeit vom 4. bis 17. August müssen Nutzer der S7 zwischen Ronsdorf und Oberbarmen auf Busse umsteigen. Daneben wird es bis zum 17. August von Remscheid-Güldenwerth und dem Hauptbahnhof einen Direktbus zum Wuppertaler Hauptbahnhof geben. Dort ausgestiegen, fällt man dann quasi in die nächste Baustelle. Doch was für viele Stress bedeutet, zeigt auf der anderen Seite, dass sich im Bergischen Land einiges tut – damit die Region nicht in Zukunft vom Rest der Welt abgeschnitten ist.

Foto: Michael Mutzberg