Hilfe statt Abbruch

Die Assistierte Ausbildung unterstützt Betriebe bei der Ausbildung von Jugendlichen

Die Klagen der Betriebe sind nicht neu: Der personelle Aufwand für die Ausbildung werde zunehmend größer, gleichzeitig gehe die Zahl der ausbildungsfähigen Bewerber stetig zurück. Tatsächlich blieben im letzten Jahr im bergischen Städtedreieck 226 bei der Arbeits-agentur gemeldete Lehrstellen unbesetzt – auch, weil Betriebe die Risiken als zu hoch bewerteten und trotz zunehmender Fachkräfteknappheit auf die Einstellung eines Auszubildenden verzichteten.

„Auf der anderen Seite gibt es viele Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz brauchen und diesen auch händeringend suchen. Sie finden ihn nur nicht – trotz aller Bemühungen“, sagt Franz Heuel, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal. Die Zahlen vergegenwärtigen das: 2015 gingen von insgesamt 4.939 Bewerbern auf einen Ausbildungsplatz 1.015 junge Menschen leer aus, das sind rund 20 Prozent.

Abhilfe könnte die Assistierte Ausbildung (AsA) schaffen, bei der ein durch die Arbeitsagentur beauftragter Bildungsträger dem Auszubildenden und seinem Ausbildungsbetrieb individuell zugeschnittene Hilfen bietet. Diese beginnt mit dem Ausbildungsstart, wobei die Unterstützung vier bis neun Stunden in der Woche ausmachen kann. Die Teilnahme kann auch bei bereits bestehenden Ausbildungsverhältnissen erfolgen, wenn der erfolgreiche Abschluss gefährdet ist.

Zu den Dienstleistungen für die Jugendlichen gehören bewährte Elemente wie Nachhilfe, Beratung, Hilfen zur Lebensbewältigung und Existenzsicherung in der Ausbildung, Krisenintervention und Elternarbeit. Durch den ganzheitlichen Ansatz profitierten auch die Betriebe, zum Beispiel von der Begleitung im Betriebsalltag, der Unterstützung bei der Kooperation mit der Berufsschule, der Prüfungsvorbereitung oder dem Coaching der Ausbilder, heißt es bei der Arbeitsagentur. Ausbildungsabbrüchen soll so frühzeitig begegnet werden.

Die Moosbach und Kanne GmbH in Solingen gehört mit zu den ersten Unternehmen, die im Städtedreieck an der Assistierten Ausbildung teilnehmen. Marina Dobbert, Ausbildungsakquisiteurin im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Solingen, hat Ali Göklü seine Ausbildungsstelle bei dieser Firma vermittelt. Dort begann er am 1. September 2015 seine Ausbildung zum Oberflächenbeschichter und erhielt auch seit September die besondere Begleitung.

Der Internationale Bund (IB) als Bildungsdienstleister wurde von der Arbeitsagentur beauftragt, für Jugendliche und Betriebe im bergischen Städtedreieck die individuellen Elemente an Unterstützung und Begleitung beizutragen, die für eine erfolgreiche Durchführung einer Ausbildung notwendig sind. Weder für die Jugendlichen noch für die Betriebe entstehen dabei Kosten.

Für Franz Heuel, ist die Assistierte Ausbildung wegen der möglichen organisatorischen Unterstützung insbesondere für Unternehmen, die erstmals oder nach längerer Unterbrechung wieder ausbilden wollen, von besonderem Nutzen. Aber auch für andere Ausbildungsbetriebe sei das Angebot vor dem Hintergrund sinkender Schulabgängerzahlen von großem Interesse: „Die Assistierte Ausbildung eröffnet den Betrieben die Möglichkeit, auch den zweiten Blick zu wagen und Jugendlichen eine Chance zu geben, die zwar keine Zwei in Deutsch oder Mathe haben, jedoch andere Fertigkeiten mitbringen.“ Dies sei angesichts der demografischen Entwicklung für manche Betriebe die einzige Chance, ihre betriebliche Zukunft zu sichern. Für das neue Programm stehen im bergischen Städtedreieck zum Sommer insgesamt 72 Teilnehmerplätze zur Verfügung.

Unternehmen, die das Angebot nutzen oder mehr dazu wissen wollen, können sich direkt mit der Ausbildungsstellenakquisiteurin der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal für ihre Stadt in Verbindung setzen. Für Solingen ist das Marina Dobbert (Telefon: 0212/2355104), für Remscheid Jessica Nicolai (Telefon: 02191/4606156) und für Wuppertal Laura Bischkopf (Telefon: 0202/2828175).

Foto: Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal