Freizeit ja, Alltag nein?!

Wie wird das Fahrrad in Deutschland genutzt und wie ist das Verkehrsverhalten der Deutschen? Das wurde beim neuesten Fahrrad-Monitor gefragt.

Wie es derzeit um die Mentalität der Deutschen bestellt ist, kann man sehr schön an einem kleinen Teil des Fahrrad-Monitors erkennen: 96 Prozent kennen den ADAC, den Allgemeinen Deutschen Automobil-Club, aber nur 31 Prozent kennen den ADFC, den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club.

Befragt wurden vom Unternehmen Sinus, das Markt- und Sozialforschung betreibt und für diesen Monitor vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wurde – im Übrigen in Kooperation mit dem ADFC – 2.000 Internetnutzer im Alter zwischen 14 und 69 Jahren. Dabei ging es unter anderem um alle Arten der Verkehrsnutzung und der Frage danach, wie gerne und häufig man diese nutzt sowie die Einordnung der Bedeutung des Radfahrens in diesen Gesamtzusammenhang.

So steht in 82 Prozent der Haushalte der Befragten mindestens ein Auto zur Verfügung. Im Durchschnitt waren es 1,4 Fahrzeuge pro Haushalt. 78 Prozent der Befragten gaben an, dass in ihrem Haushalt zudem mindestens ein Fahrrad steht (2,4 waren es im Durchschnitt pro Haushalt). Zwölf Prozent nutzen zudem ein Moped oder einen Roller, neun Prozent ein Motorrad und sechs Prozent gaben an, gar kein Verkehrsmittel im Haushalt zur Verfügung zu haben.

Dabei schnitt das Auto mit einer Note von 1,8 in Sachen Beliebtheit am besten ab, gefolgt vom Motorrad (2,4) und dem Moped beziehungsweise Roller (2,5). Ebenfalls eine 2,5 bekam das Fahrrad als Verkehrsmittel für die Freizeit. Das benutzen laut Umfrage ein Drittel der Befragten dann sehr gerne und ein weiteres Drittel gerne. Das Fahrrad als generelles Verkehrsmittel auf der Straße bekommt jedoch nur die Note 2,6, wobei es immerhin noch 26 Prozent sehr gerne und 27 Prozent gerne nutzen. Der Öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) kommt im Gegensatz dazu nur auf die Note 3,3.

Wie beliebt ein Verkehrsmittel ist, sagt jedoch nicht unbedingt etwas darüber aus, wie häufig man es nutzt. So gehen immerhin noch 47 Prozent der Befragten täglich oder mehrmals in der Woche (29 Prozent) zu Fuß. Das Auto nutzen dagegen nur 44 Prozent täglich, aber 32 Prozent mehrmals pro Woche. Das Fahrrad wird von 14 Prozent täglich, von 24 Prozent mehrmals wöchentlich genutzt; der ÖPNV von 13 beziehungsweise 16 Prozent.

Am häufigsten nutzen dabei die 30- bis 45-Jährigen das Auto. Die bis 29-Jährigen fahren am häufigsten mit Bus und Bahn oder mit dem Fahrrad – was nicht besonders überrascht, sind die jüngsten Befragten ja auch erst 14 Jahre alt.

Doch es liegt nicht nur am Alter, ob man eher das Auto oder die Öffentlichen benutzt, denn je kleiner die Städte werden, desto häufiger wird das Auto genutzt: 85 Prozent der Befragten, die in Städten mit bis zu 50.000 Einwohnern leben, gaben an, das Auto täglich zu nutzen. 16 Prozent nutzen dagegen Bus und Bahn täglich.

Bei Befragten aus Städten ab 250.000 Einwohnern ändert sich das Bild: Von ihnen gaben 61 Prozent an, das Auto täglich zu nutzen, über die Hälfte nutzten zudem täglich den ÖPNV. Dabei hat die Umfrage auch ergeben, dass die Nutzung zunimmt, je größer die Städte sind, was wohl am Angebot liegen dürfte. Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt ist daneben die Nutzung des Fahrrads kaum zu unterscheiden, wenn es in der Stadt auch etwas häufiger genutzt wird.

Männer nutzen das Fahrrad insgesamt laut Umfrage häufiger als Frauen, aber bei der täglichen Nutzung liegen Frauen sogar einen Prozentpunkt vorne. Nicht überraschend ist, dass die 14- bis 19-Jährigen das Fahrrad am häufigsten nutzen, gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Fußgängern: Frauen gehen häufiger täglich zu Fuß als Männer, am häufigsten sind es jedoch die 14- bis 19-Jährigen. Bei der täglichen Fahrt mit dem Auto liegen dementsprechend die Männer um fünf Prozent vor den Frauen; aber Frauen nutzen das Auto häufiger nur ein paar Mal in der Woche. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass Männer selten auf ihr Fahrzeug verzichten, Frauen es jedoch häufiger stehen lassen.

Wenn das Fahrrad genutzt wird, dann vor allem in der Freizeit: 67 Prozent der Befragten machen damit Ausflüge, aber gleich viele nutzen es zudem für Einkäufe und kleine Erledigungen. Weniger als die Hälfte der Befragten nutzt es abends, als Sportgerät oder für den Weg zur Arbeit, Ausbildung oder Schule.

Wird das Rad für Letzteres genutzt, stellt sich die Frage, ob man es mit Bus und Bahn kombiniert: Das machen vor allem die jüngeren sowie Städter. Als weitere Faustregel könnte gelten, dass vor allem bei längeren Strecken der ÖPNV genutzt wird, das Rad zum Beispiel für den Weg zum Bahnhof. Sind die Strecken kürzer, werden sie komplett mit dem Rad gefahren.

Doch warum sind es insgesamt nur wenige, die aufs Rad umsteigen? Für die meisten der Befragten ist der Weg einfach zu weit – oder es würde zu lange dauern, wenn man das Rad statt des Autos nehmen würde. Ein Drittel der Befragten findet es zudem zu anstrengend, mit dem Rad zur Schule, Ausbildungs- oder Arbeitsstätte zu fahren.

Im Gegensatz dazu finden es jedoch nur 13 Prozent zu gefährlich, das Rad im Alltag zu nutzen. Argumente dafür sind ein zu hohes Verkehrsaufkommen und zu wenige Radwege. Und so glaubt knapp die Hälfte der Befragten, dass mehr Radwege dazu beitragen könnten, öfter das Rad als alternatives Verkehrsmittel zu nutzen.

Viele der Befragten, die bereits häufig das Rad nutzen, wünschen sich bessere Abstellmöglichkeiten. Die werden vor allem an Schulen und Bahnhöfen bemängelt. Es gab auch Anregungen dafür, dass man Radfahrer in Firmen zum Beispiel mit einem Firmenrad (statt des Firmenwagens) oder Reparatur-Gutscheinen zum Wechsel bewegen könnte. Für die Fahrradfreundlichkeit am Arbeits- und Ausbildungsplatz gibt es dann auch nur die Durchschnittsnote 2,8.

Foto: Michael Mutzberg

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