Als wir noch Sommerkleidung trugen, wurde es bereits angekündigt, nun wurde es auch endlich inhaltlich bekannt gegeben: Eine Veranstaltung im Wuppertaler Opernhaus, die im Frühjahr einmalig stattfinden wird. Das klingt erst einmal ein bisschen wenig für so viel Geheimnis. Aber dahinter stand eine Stiftung, die vorab nicht genannt werden wollte und jetzt doch kein Geld zum Gelingen der Veranstaltung beitragen will. Die Macher sind von ihrer Sache jedoch überzeugt – der Abend findet trotzdem statt.

Das macht die Sache dann doch wieder größer. Aber worum geht es? Auch das ist auf den ersten Blick vielleicht nicht so spektakulär, geht es doch um eine neue Aufführung der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. Die gab es schon vorher und wird es sicherlich auch später noch geben – aber die Konstellation, die das traditionsreiche, tief im Christentum verwurzelte Werk am 2. April 2017 auf die Bühne des Opernhauses bringen wird, ist eher einmalig.

Denn ein Choreograf aus Wuppertals israelischer Partnerstadt Beer Sheva wird sein Ensemble dazu tanzen lassen: Tamir Ginz und seine Kamea Dance Company. Dafür wird das Werk ganz neu zusammengesetzt – und von drei Stunden auf 75 Minuten gekürzt. Das haben Wolfgang Kläsener von der Kantorei Barmen-Gemarke und Werner Erhardt vom Orchester „l’arte del mondo“ vorgenommen – die mit ihren Sängerinnen und Sängern sowie Musikerinnen und Musikern den musikalischen Part übernehmen werden.

Das ist nach Ansicht der Beteiligten so vor 20, 30 Jahren gar nicht denkbar gewesen. Doch wer übernimmt nun die Kosten, wenn nicht die Stiftung? Schon ganz am Anfang konnte Bayer Kultur, die Kulturabteilung des großen Chemieriesen, dafür gewonnen werden.

Hinzu kommen unter anderem die Kulturstiftung NRW und das Land Nordrhein-Westfalen – den Großteil stemmt jedoch der Konzern aus Wuppertal und Leverkusen. Das ist in einer Zeit der großen Übernahmen gar nicht so selbstverständlich und zeigt, dass auch große Konzerne, die uns manchmal mit ihren Entscheidungen sehr weit weg vom „normalen“ Menschen erscheinen, vor Ort dann doch wissen, was zu tun ist. Zum 40-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Wuppertal-Beer Sheva im nächsten Jahr kommt das jedenfalls genau richtig.

Silke Nasemann