Wuppertal, und dabei vor allem das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium, hat sich in den letzten Jahren immer mal wieder mit dem Bildhauer Arno Breker beschäftigt, der von Adolf Hitler gefördert wurde und eigentlich ziemlich nahtlos nach dem Krieg weiter an seiner Karriere arbeiten konnte. Ein Ergebnis dieser ist die Skulptur „Pallas Athene“ vor dem Elberfelder Gymnasium. Seine Vergangenheit als gefeierter Künstler im Nationalsozialismus ist es dann auch, die Schülerinnen und Schüler sowie viele andere beschäftigt.

Breker ist jedoch nur einer von vielen, wie Wolfgang Brauneis in langen Recherchen erfahren hat. Seine Ergebnisse flossen nun in eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin ein, die er als Kurator betreute. Und natürlich spielt Breker dabei eine wichtige Rolle.

Das greifen wir auch in den Bergischen Blättern auf, zum Einen wegen Breker, aber auch, weil die Geschichte um diese Künstler (es sind in diesem Fall tatsächlich nur Männer), extrem spannend ist. Wer also die Gelegenheit hat, sich die Ausstellung in Berlin anzuschauen, sollte dies tun, denn sie räumt gründlich mit dem Bild auf, dass die Stunde Null tatsächlich ein Neuanfang war. Das haben wir auch schon in anderen Bereichen gesehen, aber bei der Ausstellung wird es noch einmal explizit aufgezeigt.

Im Zuge der Arbeit an dem Text stolperte ich über ein Interview von Andre Müller mit Breker aus dem Jahr 1979, das im digitalen Kulturmagazin Perlentaucher nachzulesen ist. Wenn man einen Beweis braucht, dass NS-Künstler oftmals nichts bereuten, sollte man es lesen. Es ist unfassbar, wie sich dieser Mann vor den Fragen windet, ausweichende Antworten gibt, sich selbst bemitleidet und sich dabei immer wieder als herausragende Persönlichkeit hervorheben will.

Das zeigt mir: Mit der Aufarbeitung unserer Geschichte sind wir noch lange nicht fertig. Die Berliner Ausstellung kommt da wieder einmal zur richtigen Zeit…

Silke Nasemann