Von der Heydts Vermächtnis

Das Museum Rietberg zeigt eine Ausstellung mit Werken der weltweit ersten Sammlung außereuropäischer Kunst, die von Eduard von der Heydt stammt

Eigentlich geht es gar nicht um den in Elberfeld geborenen Eduard von der Heydt (1882 bis 1964), aber die Ausstellung „Jain sein – Leben und Kunst einer indischen Religion“ im Züricher Museum Rietberg wäre ohne den gebürtigen Elberfelder nicht möglich gewesen.

Der Jainismus zählt zu den 3 großen Religionen Indiens, die jedoch außerhalb des Landes weitgehend unbekannt ist. Die Ausstellung will einen Einblick in die Religion, ihre Kunst und kulturellen Schätze geben, die den Prinzipien der Gewaltlosigkeit, Toleranz und des Respekts vor der Natur folgt. Gezeigt wird zudem, wie Jains heute in der Diaspora weltweit verstreut leben, ebenso wie das Interesse an dieser Religion außerhalb Indiens wächst.

Die Jain-Sammlung zählt nach Angabe des Museums zu seinen wichtigsten Schwerpunkten. Es wurde 1952 eröffnet. Und hier kommt Eduard von der Heydt ins Spiel: Denn Ausgangspunkt für die Museumsgründung war eine Schenkung des Mäzens, Sammlers und Bankiers im Jahr 1946. Rund 1.600 Werke indischer, afrikanischer und chinesischer Kunst ging damals an die Stadt – eine Sammlung, die auch heute noch zu den größten, privat zusammengetragenen Sammlungen außereuropäischer Kunst gehört.

Gezeigt werden jene Teile der Schenkung, die zum Jainismus gehören und vor 50 Jahren zuletzt zu sehen waren, ergänzt um Neuerwerbungen sowie Leihgaben aus dem Nationalmuseum Neu-Delhi und dem Rautenstrauch-Joest-Museum aus Köln. Als Kurator wirkt neben dem stellvertretenden Museumsdirektor Johannes Beltz auch Patrick Felix Krüger vom Zentrum für Religionswissenschaftliche Studien an der Ruhr-Universität Bochum mit.

Zu sehen sind über 200 Werke jainistischer Kunst, darunter ein in Marmor ausgeführter Jain aus dem 14. Jahrhundert, der zur eigenen Sammlung gehört. Ansonsten gehören Skulpturen, Miniaturen, Handschriften, Ritual- und Gebrauchsgegenstände zur Ausstellung. Sie ist bis zum 30. April 2023 zu sehen.

Eduard von der Heydt// Bekannt ist Eduard von der Heydt auch in Wuppertal, unter anderem als Mitglied jener Mäzenaten-Familie, die dem städtischen Museum seinen Namen gab. Er alleine hat dem Museum über 300 Werke von Alter Kunst bis zur Klassischen Moderne als Schenkung überlassen. Er hat aber auch große Teile seines nicht unumstrittenen Lebens in der Schweiz verbracht. So vermachte er einen Großteil seiner Kunst zudem dem Kanton Tessin (zu dem sein Monte Veritá in Ascona gehört) und der Stadt Zürich.

Museum Rietberg// Das Museum ist in der ehemaligen Villa der Richard-Wagner-Mäzene Otto und Mathilde Wesendonck entstanden. Beide wurden wie Eduard von der Heydt in Elberfeld geboren. 2007 hat das Haus einen Erweiterungsbau erhalten. In 2 Souterrain-Etagen werden unter anderem Buddha-Steine und afrikanische Holzmasken aus der Sammlung von Eduard von der Heydt präsentiert. Die insgesamt 1.600 Werke der Sammlung wurden 2008 einer Provenienz-Recherche unterzogen. 4 davon wurden bei Zwangsversteigerungen erworben, die den Besitz von Juden betrafen, die 1933 emigriert waren. Diese Werke wurden nach Angabe des Museums zurückgegeben.

Foto: Wikimedia Commons/Eduard von der Heydt auf einer Fotografie, die 1929 im „Wiener Salonblatt“ erschien