Mehr Denkmalschutz
Ein Teil der Fassade des ehemaligen Kaufhofs in Wuppertal steht bereits unter Denkmalschutz – nun könnte auch der Rest folgen
Das Amt für Denkmalpflege im Rheinland des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) hat bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Wuppertal beantragt, die Fassade aus den 1950er-Jahren ebenso wie die Spindel-Auffahrt zum Parkhaus unter Schutz zu stellen. Das sei das Ergebnis der aktuellen Denkmalwertprüfung. Und das sei auch konsequent, denn die historische Fassade dazwischen wurde bereits 1994 in die städtische Denkmalliste eingetragen.
Der Altbau wurde 1912 als Warenhaus Leonhard Tietz eröffnet. Architekt war Wilhelm Kreis, der auch den Bismarckturm auf der Hardt entworfen hat. 1917 und 1929 wurde das Warenhaus erweitert. Bereits 1933/1934 wurde die jüdische Familie Tietz enteignet; das Haus ging in der Westdeutschen Kaufhof AG auf.
Im 2. Weltkrieg wurde das Gebäude zwar beschädigt, blieb nach Angabe des LVR aber insgesamt gut erhalten. Nach dem Krieg schuf Hermann Wunderlich die neue Fassade in Silber und Grün, sein Mitarbeiter Reinhold Klüser die Spindel als Auffahrt zum Parkhaus. Daneben erfolgte ab 1958 eine Modernisierung des Hauses, das 1960 wieder eröffnet wurde.
Martin Bredenbeck, Kunsthistoriker des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland, sieht in der Fassade ein frühes Beispiel für „Corporate Design“, weil dabei die Firmenfarben aufgegriffen wurden. Zudem stehe der damals modernisierte Kaufhof beispielhaft für das Einkaufserlebnis und Konsumverhalten der Wirtschaftswunderzeit.
Auch für die Neunutzung sei das Gebäude gut aufgestellt, weil die flexibel einsetzbare Fläche, die für das Warenhaus wichtig war, nun auch für die unterschiedlichsten Nutzungen Raum biete. Und: „Hinter der Fassade des Altbaus und des Neubaus darf alles Mögliche entstehen“, heißt es in einer Pressemitteilung des LVR. So wurde 1961 hinter der historischen Fassade schon das Parkhaus untergebracht.
Im Januar 2024 wurde das Warenhaus in Wuppertal geschlossen. Für Konzepte zur Um- und Zwischennutzungen stehen der Stadt 500.000 Euro zur Verfügung, die aus einem Änderungsantrag für das Projekt „InnenBandStadt“ kommen. Die Stadt sieht eine langfristige Nachnutzung vor allem im Bereich Bildung vor. Zur Diskussion steht unter anderem, den Kaufhof als neuen Standort für die Zentralbibliothek und als Ausweichquartier für Schulen zu nutzen, während diese renoviert werden. Die Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule wird dort in Gänze allerdings nicht dort untergebracht, wie es zunächst vorgeschlagen wurde.
Foto: LVR/Martin Bredenbeck