Gesicht zeigen

Viele haben es in letzter Zeit mitbekommen: Antisemitismus ist in Deutschland und Europa nicht nur ein latentes, sondern mehr und mehr ein wachsendes, sichtbares Problem

Zuletzt wurde das bei einem Angriff auf einen Kippa-tragenden Juden in Berlin nur allzu deutlich. Das veranlasst nun auch die Städte Wuppertal und Solingen beziehungsweise ihre Freundschaftskreise der israelischen Partnerstädte, nicht länger zu schweigen. Beide rufen am 14. Mai 2018 zu einer Demonstration auf.

Der Freundeskreis Wuppertal-Beer Sheva lädt unter dem Titel „Für Frieden – Gegen Terror und Antisemitismus“ zu einer Demonstration ein, die um 17 Uhr an der Bergischen Synagoge in der Gemarker Straße 15 beginnt. Geplant ist, von dort aus zur Gemarker Kirche und der Skulptur der „Barmer Erklärung“ zu gehen (siehe Foto).

Das Mahnmal der Wuppertaler Künstlerin Ulle Hees (1941 bis 2012) wurde 1984 zum 50. Jahrestag der Barmer Theologischen Erklärung aufgestellt. In der wandten sich Theologen gegen den Einfluss des Nationalsozialismus auch in der Gemeinde – und gründeten die Bekennende Kirche. Das Mahnmahl zeigt eine Gruppe von Menschen, die den sogenannten Hitler-Gruss zeigen. Hinter ihnen stehen andere, die sich von ihnen ab- und der Gemarker Kirche zuwenden. Der Abschluss der Veranstaltung am 14. Mai findet auf dem Johannes-Rau-Platz vor dem Rathaus statt.

In Solingen veranstaltet der Freundeskreis Ness Ziona gemeinsam mit Oberbürgermeister Tim Kurzbach eine Kundgebung auf dem Rathausplatz, die unter dem Titel „Mensch, Solingen gegen Antisemitismus“ steht. Sie beginnt um 16 Uhr. Mit Bezug auf den „Kippa-Tag“ in Berlin als Reaktion auf den Anschlag werden männliche Teilnehmer in Solingen gebeten, als äußeres Zeichen gegen Antisemitismus eine Kippa zu tragen. Der Freundeskreis wird einige Kopfbedeckungen bereit halten. Neben einer Ansprache von Kurzbach wollen Mitglieder des Freundeskreises sichtbar für Fragen zur Verfügung stehen.

Anschlag// In Berlin sorgte zuletzt der Anschlag auf zwei junge Männer, die die traditionelle jüdische Kopfbedeckung Kippa trugen, weltweit für Empörung. Sie wurden verbal und tätlich angegriffen, was eines der Opfer filmte und das Video anschließend im Internet veröffentlichte. Ebenfalls für Aufsehen sorgte nur kurz vorher die Geschichte einer jungen jüdischen Schülerin, die von muslimischen Schülern antisemitisch beschimpft wurde.

Foto: Wikimedia Commons/Frank Vincentz