Schüler helfen Schülern
In Wuppertal hat Ende November 2023 ein einjähriges Mentoren-Programm begonnen, bei dem Berufsschülerinnen und -schüler des Berufskollegs am Haspel Paten für Jugendliche der Förderschule Peter Härtling sind, um diese auf ihrem Weg von der Schule in den Beruf zu begleiten
Die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse der Peter-Härtling-Schule gehören eher zu jenen, die durch das System fallen würden, was die Patinnen und Paten mit einer individuellen und langfristigen Begleitung verhindern wollen. Es gibt zwar mit der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ Maßnahmen, die alle Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen durchlaufen müssen, aber gerade Standardangebote reichen in Förderschulen nicht aus.
Das sieht auch Wuppertals Schuldezernent Stefan Kühn so. Dazu komme, dass die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen auf die Schule dazu beigetragen hätte, dass viele Schülerinnen und Schüler die Schule verließen, ohne wirklich eine Ausbildungsreife zu zeigen, so Kühn beim Start des Programms.
Doch auch bei den Berufskollegs sieht es nicht immer gut aus: Viele Schülerinnen und Schüler wählen nach der 10. Klasse diesen Weg, ohne recht zu wissen, was sie erwartet – oder auch, was sie überhaupt wollen, heißt es bei der Stadt Wuppertal. Diese Unzufriedenheit führe häufig zu Abbrüchen.
Und genau dort setzt das Mentoren-Programm an: Die Berufskolleg-Schüler zeigen den Förderschülern, welche thematischen Schwerpunkte es an ihrem Kolleg gibt, wie man sich auf dem Campus in Unterbarmen zurechtfindet und welche Anlaufstellen es bei Fragen gibt. So haben sie zum Beispiel einen Film gedreht, wie man von der Schule in Elberfeld mit Bus und Schwebebahn zum Berufskolleg kommt. Denn sie wollen ihre Schützlinge zum Frühstück einladen, um sie besser – und ganz ungezwungen – kennenzulernen. Und auch Besuche bei Unternehmen sind geplant. Das findet durch den geringen Altersunterschied auf Augenhöhe statt.
Daneben werden die Jugendlichen durch die Agentur für Arbeit und das Jobcenter betreut. Geplant sind Beratungsaktionen, die zudem gemeinsam mit der Bergischen Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid sowie der Kreishandwerkerschaft ausgeführt werden.
Guter Start 2022
Begonnen hat das Pilotprojekt 2022, initiiert von der Kommunalen Koordinierung für den Übergang Schule-Beruf. Dabei seien die Erfahrungen durchweg positiv, berichtete Elke Stapff beim Start in der Peter-Härtling-Schule: „Von den 24 Schülerinnen und Schülern, die letztes Jahr am Programm teilgenommen haben, haben 21 eine feste Anschlussperspektive für sich entdeckt. Darunter sind 7, die eine Ausbildung begonnen haben. 11 besuchen nun ein Berufskolleg.“
Schon dabei haben sich Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs am Haspel um Jugendliche der Peter-Härtling-Schule gekümmert. Nun hoffen Stapff, Kühn und die weiteren Mitstreiter, dass das Projekt mit Hilfe von Fördergeldern auch im kommenden Jahr fortgesetzt und möglichst auf weitere Schule übertragen werden kann.
Berufskolleg am Haspel// Das Berufskolleg bezeichnet sich selbst als „Die Schule für Gestaltung und Technik“ und bietet ein breites Spektrum an. Dazu gehört die Berufsfachschule mit den Schwerpunkten Holz- und Elektrotechnik, Textiltechnik und Bekleidung, Farbtechnik und Raumgestaltung sowie Medien und Medientechnologie. Die Fachoberschule bietet die Schwerpunkte Bau- und Holztechnik, Elektrotechnik sowie Gestaltung an. Die Höhere Berufsschule hat die Schwerpunkte Gestaltung, Informationstechnik und Textiltechnik. Hinzu kommt ein Berufliches Gymnasium mit den Schwerpunkten Bau- und Elektrotechnik sowie Kunst/Gestaltung, die Fachschule für Technik und die Berufsschule.
Peter-Härtling-Schule// In die Peter-Härtling-Schule gehen etwa 160 Schülerinnen und Schüler in 17 Klassen der Jahrgangsstufen 1 bis 10. Sie ist eine von 2 städtischen Förderschulen mit dem Schwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung. Die Schülerinnen und Schüler haben zum Beispiel den Anschluss an das Leistungsniveau in ihrer Klasse in der Allgemeinen Schule verloren, die Mitarbeit in der Schule aufgegeben oder den Schulbesuch verweigert. Daneben zeigen sie oftmals Verhaltensauffälligkeiten.
Foto: Bergische Blätter/Franziska Faulenbach