Gesucht und gefunden

Weil das Hochwasser im Juli 2021 starke Schäden im Opernhaus verursacht hat, mussten alternative Spielstätten gesucht werden – die unter anderem in Leverkusen gefunden wurden

Das Hochwasser Mitte Juli 2021 hat schwere Schäden am Opernhaus in Wuppertal hinterlassen: „Ein Spielbetrieb auf der Großen Bühne ist bis auf Weiteres nicht möglich“, heißt es in einer Pressemitteilung der Bühnen. Gut 2 Millionen Liter Wasser sind in den Bereich der Unterbühne geflossen und haben die dortige Technik vollständig zerstört. 7 Produktionen seien vom Hochwasser betroffen, die in diesem Jahr im Opernhaus gezeigt werden sollten.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die gerade erst begonnene Spielzeit wieder beendet ist, sondern dass nach alternativen Spielorten gesucht wurde. Die hat man an 3 Orten gefunden, die von den Wuppertaler Bühnen noch nie oder selten bespielt wurden. So seien gleich „doppelte Premieren“ möglich.

Den Beginn macht am 3. Oktober die „Konzertinstallation“ der Oper „Julius Caesar“ von Georg Friedrich Händel. Sie wird in den Werkstätten der Wuppertaler Bühnen auf dem Gelände der Firma Riedel in der Uellendahler Straße gezeigt – und damit die Spielzeit eröffnet. In der als Malersaal genutzten Halle entstand ein Aufführungsort, bei dem das Orchester und die Sängerinnen und Sänger mit dem Publikum auf einer Ebene sind. Musik und Handlung werden dadurch erlebbar, indem Gäste wie Harald Krassnitzer, Grudrun Landgrebe und Jürgen Tonkel Texte aus der Oper lesen werden.

Weiter geht es am 23. Oktober mit der deutschen Erstaufführung von „Il canto s‘attrista, perché?“ von Salvatore Sciarrino. Dafür zieht die Oper nach Leverkusen ins Erholungshaus um. Damit wurde ein Ort gefunden, der der technischen Anforderung an die Inszenierung von Nigel Lowery gerecht werde, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Zu jeder Vorstellung soll es einen Shuttle-Service geben, versprechen die Bühnen.

„La Traviata“ von Giuseppe Verdi wird im November als konzertante Aufführung in der Historischen Stadthalle am Johannisberg gezeigt. Zu sehen war sie in der vergangenen Spielzeit bereits als Streaming-Angebot.

Durch die neuen Spielorte „können wir unseren Spielplan mit wenigen Veränderungen umsetzen“, wird Opernintendant Bertold Schneider in der Pressemitteilung zitiert. Momentan sei zudem vorgesehen, dass die Instandsetzungsarbeiten ab Dezember 2021 einen – wenn auch technisch eingeschränkten – Spielbetrieb im Opernhaus ermöglichen.

Als erste große Produktion auf der Großen Bühne soll Mitte Dezember „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart in der Inszenierung von Bernd Mottl wiederaufgenommen werden. Anfang Januar 2022 folgt die Operette „Die Piraten“.

Auch das Schauspiel zieht für die auf der Großen Bühne geplanten Stücke um: Das Familienstück „Schneewittchen“ von Henner Kallmeyer wird zum Beispiel im Haus der Jugend Barmen und im Kulturzentrum Die Börse zu sehen sein.

Termine// „Julius Caesar“ feiert am 3. Oktober um 19.30 Uhr Premiere in den Werkstätten der Wuppertaler Bühnen, Uellendahler Straße 353. Weitere Termine am gleichen Ort sind am 8., 9., 10. und 31. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr. „Il canto s‘attrista, perché?“ wird am 23. Oktober erstmals im Erholungshaus in der Leverkusener Nobelstraße 37 aufgeführt (19.30 Uhr). Weitere Aufführungen sind am 24. Oktober sowie am 4. und 5. Dezember (alle 19.30 Uhr). „La Traviata“ wird am 25. und 30. November in der Historischen Stadthalle, Johannisberg 40 (jeweils um 19.30 Uhr) gezeigt.

Spende// Weil die „Gastspiele“ in den Ausweichspielstätten Mehrkosten bedeuten, stellt der Verein der Freunde der Wuppertaler Bühnen und des Sinfonieorchesters Wuppertal e. V. 100.000 Euro zur Verfügung. „Nach den Herausforderungen der letzten Zeit darf der Neustart der Wuppertaler Bühnen nicht durch den Hochwasserschaden gefährdet werden“, wird Peter Vaupel als Vereinsvorsitzender in einer Presseinformation zur Spende zitiert. Der Verein unterstützt seit 1980 Oper, Schauspiel und das Sinfonieorchester. So konnte beispielsweise das Theater am Engelsgarten gebaut werden.

Tanztheater// Das Ensemble des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch führt am 6. November 2021 die Uraufführung „Ectopia“ im Forum Leverkusen (Am Büchelter Hof 9) auf, wobei ein Shuttle-Service die Wuppertaler Zuschauer nach Leverkusen bringen soll. Amerikanischer Gastchoreograf ist Richard Siegal. Auch der indisch-britische Bildhauer Anish Kapoor ist an der Choreografie beteiligt, die ein Aufeinandertreffen von Extremen unterschiedlicher künstlerischer Sprachen darstellt. Die Uraufführung findet am 6. November um 19:30 Uhr statt. Weitere Aufführungen sind am 7. November um 18 Uhr und am 10. und 11. November um 19:30 Uhr.

Foto: Wuppertaler Bühnen/Shutterstock/Tobias Arhelger