Der alte und der neue Jelich

Im Bayer-Werk in Wuppertal wurde Klaus Jelich in den Ruhestand verabschiedet und sein Nachfolger Holger Weintritt vorgestellt

Nach fast 36 Jahren im Unternehmen, davon die neun letzten in Wuppertal, wurde jetzt Klaus Jelich, Leiter des Standortes Wuppertal der Bayer AG (auf dem Foto rechts), in den Ruhestand verabschiedet. Und die letzten Jahre waren für den Standort mit dem Forschungszentrum Aprath und dem Werk an der Wupper durchaus gut, wie Jelich betonte. Dabei habe er viel Unterstützung von der Stadt, der Bezirksregierung und dem Land NRW bekommen. Die „Wirtschaftsfreundlichkeit“ Wuppertals sei dem Standort dabei sehr zugute gekommen.

Was in den Standort investiert wurde, habe er bei seinem Amtsantritt nicht zu denken gewagt, so Jelich. Rund eine Milliarde Euro seien es in den letzten fünf Jahren gewesen. Und dabei habe der Chemiekonzern nicht nur in Stahl und Steine investiert, sondern auch in Arbeitsplätze. Mehr als 1.000 seien es gewesen, sodass Wuppertal nun auf rund 3.500 Mitarbeiter verweisen kann. Da habe er in seinen 36 Arbeitsjahren auch ganz andere Zeiten erlebt.

Die Zeiten der Großinvestitionen sind in Wuppertal voraussichtlich erst einmal vorbei, sodass es für Jelichs Nachfolger Holger Weintritt (48 Jahre) vor allem um die Konsolidierung des Erreichten gehen werde – was auch nicht leicht sei. Zudem warten auf ihn die weiteren Aufgaben Jelichs in globaler Funktion, die ihn regelmäßig nach Bergkamen, Spanien und Mexiko führen werden.

Wie sein Vorgänger ist auch Weintritt promovierter Chemiker. Seit Anfang des Jahres hat er Jelich bei der Arbeit begleitet, um nun gut vorbereitet in dessen Fußstapfen treten zu können. Sein Motto bei der Schlüsselübergabe: „Ich bin der neue Jelich“.

Weintritt wird zwar nicht – „noch nicht“, wie Oberbürgermeister Andreas Mucke hofft – nach Wuppertal ziehen, hat nach eigener Aussage aber schon „Freundschaft mit der Schwebebahn“ geschlossen, die „gefühlt durch mein Büro fährt“.

Auch er kann bereits auf 20 Jahre Bayer-Zugehörigkeit verweisen, zuletzt im Bereich Crop Science (Pflanzenschutz und Saatgut) in Monheim. Was ihn an Wuppertal besonders fasziniere sei die Kombination aus Tradition und Innovation, die er so an keinem anderen Bayer-Standort erlebt habe, sagt Weintritt. Zudem herrsche eine gute Verzahnung der Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Produktion. Die guten Kontakte Jelichs hätten ihm bei seinem Einstieg schon geholfen – die er auch weiter pflegen wolle.

Jelich bleibt Wuppertal nach seinem Berufsleben erhalten – nicht nur als Einwohner. So wurde er zum Beispiel gerade erst als Vorsitzender des Sportvereins Bayer wiedergewählt. Zudem könne er sich vorstellen, in der Junior-Uni aktiv zu werden, wenn er ein Thema für sich findet. Das hatte ihm deren Initiator Ernst-Andreas Ziegler bei der Verabschiedung ans Herz gelegt.

Obwohl Jelich weder in Wuppertal geboren wurde noch hier aufgewachsen ist, zeige und zeigte er sich als wahrer Wuppertaler, wie Ziegler ebenfalls betonte. So hätte die Familie ihren hiesigen Wohnsitz auch nicht während der fünfjährigen Zeit in den USA aufgegeben.

Sein erstes Ziel sei jedoch, das zu tun, was bisher immer zu kurz gekommen sei, berichtet Jelich. Dazu gehöre, das Kulturangebot der Stadt zu nutzen, aktiver im Zoo- sowie im Kunst- und Museumsverein zu sein und die eine oder andere Stadtführung mitzumachen. Und dann würde er gerne jene Orte in Deutschland näher erkunden, in die ihn bisher immer nur kurze, oftmals berufliche Abstecher führten. Ein Segelbootschein und Sprachen vertiefen beziehungsweise lernen steht ebenfalls auf seiner Liste.

Silke Nasemann

Foto: Bayer AG