Die Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal hat gerade erst eine Broschüre vorgestellt, die sich mit Antisemitismus beschäftigt. Und obwohl dieses Thema deren Leiterin Ulrike Schrader mit ihrem Team und vor allem den Jüdinnen und Juden im Bergischen Land schon lange unter den Nägeln brennt, konnte die Broschüre zu keinem besseren Zeitpunkt kommen als gerade jetzt.

Die Angriffe der Terrororganisation Hamas auf Israel und deren Vergeltungsangriffe haben auch in Deutschland zu Ausschreitungen geführt. In Solingen wurde zum Beispiel vor dem Rathaus die israelische Fahne, die an die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel erinnern sollte, verbrannt. Das hat nicht nur Oberbürgermeister Tim Kurzbach entsetzt.

Antisemitismus gab es in Deutschland immer – mit dem Ende des Nationalsozialismus ist er nicht verschwunden. Bis heute hat sich zudem die Grenze dessen, was gesagt wird, weiter verschoben, unter anderem durch Parteien wie die AfD. Doch Ulrike Schrader macht schon länger darauf aufmerksam, dass auch Menschen mit Migrationshintergrund antisemitisch agieren. Auch dem müsse man entschieden entgegentreten, sagte sie schon bei einem Gespräch im letzten Sommer. Das tun jetzt viele muslimische Gemeinden, aber eben nicht alle.

Und deshalb kommt die Broschüre keinen Tag zu früh. Aus meiner Sicht hätte sie sogar noch ausführlicher sein können – was jedoch für den Schulalltag, für den sie gemacht ist, nicht dienlich wäre. Aber es stellen sich viele Fragen im Zusammenhang zum Beispiel mit Sprache. Wann sind jiddische Ausdrücke wie etwa „Schlamassel“ eine gute Wahl, wann sollte man sie lieber aus seinem Wortschatz verbannen, weil sie negativ belegt sind und damit als judenfeindlich empfunden werden können? Ich wünsche mir dabei und bei anderen Aspekten noch viel mehr Aufklärung. Die neue Broschüre ist ein guter Anfang.