Gärtnern für Großstädter

Ein fertig bepflanzter Gemüsegarten zum Mieten – das gibt es ab sofort auch in Solingen

So einfach war es noch nie, das eigene Gemüse zu ernten – ohne sich vorher überlegen zu müssen was wann angepflanzt werden kann, wie man welche Gemüsesorte pflanzen muss und wann was geerntet wird. Falls doch noch Fragen offen sind, steht jederzeit ein Landwirt oder ein Mitarbeiter eines Gartenbaubetriebs bereit, um Hilfestellung zu geben. Noch nicht einmal um die Grundausstattung mit Harke und Schaufel muss man sich Gedanken machen. Möglich macht dies das Unternehmen „Meine Ernte“, das 2009 von Wanda Ganders und Natalie Kirchbaumer in Bonn gegründet wurde. 2010 starteten sie mit den ersten sechs Standorten und 250 Kunden.

Es gibt solche Gärten bereits in 29 Städten – und jetzt kommt Solingen als 30. Stadt hinzu. Dabei geht es um fertig bepflanzte Gemüsegär-ten, die Städter und Naturbegeisterte mieten können. Geboten wird neben dem Garten auch Beratung sowie viele Informationen rund ums Gärtnern. Ziel ist es, dass die Mieter während einer Saison um die 20 verschiedenen Gemüsesorten und Blumen ernten können.

Die Gärten werden in enger Kooperation mit Landwirten oder Gartenbetrieben vor Ort im Frühjahr vorbereitet und bepflanzt und sollten von Mai bis Oktober von Hobbygärtnern bearbeitet und gepflegt werden. Dabei können sie unter anderem Kartoffeln, Mangold und Bohnen mit nach Hause nehmen. Aber auch ein sogenanntes Wunschbeet kann man mieten, bei dem die Hobbygärtner ihre eigenen Ideen verwirklichen können. Für beide Varianten steht ein Gartenhäuschen zur Verfügung, in dem die Grundausstattung an Gartengeräten sowie Gießwasser erhältlich ist.

Neben der persönlichen Beratung informiert regelmäßig ein „Gärtnerbrief“ über aktuelle Themen. Daneben gibt es auch Sprechstunden mit dem Landwirt im eigenen Garten, um ganz konkrete Fragen besprechen zu können. Auf den Internetseiten www.meine-ernte.de/gemuese-abc gibt es noch ein Gartenlexikon, das neben Informationen über das Gärtnern auch Anregungen bietet, wie die einzelnen Gemüsesorten verarbeitet werden können.

Angesprochen werden alle, die sich einen eigenen Garten wünschen, aber keinen Platz dafür haben. Mieten kann man ihn in zwei Größen: Der kleine Garten hat rund 45 Quadratmeter und kostet 199 Euro pro Saison, der große hat um die 90 Quadratmeter und kostet 369 Euro pro Saison. Mitmachen können damit vom Single bis zur Familie oder einer Gruppe von Freunden so ziemlich alle, die sich die Arbeit zutrauen.

Ab dem Frühjahr dieses Jahres können das dann auch Solinger sowie Hobbygärtner aus der Nachbarstadt Wuppertal, denn gemeinsam mit Landwirt Peter Bachhausen werden gut 50 Gärten in der Nähe von Schloss Grünewald in Gräfrath zur Vermietung angeboten. Bachhausen wird sie mit Gemüse und Blumen bepflanzen und besäen, sodass die Mieter ab Mitte Mai aktiv werden können. Bis zum Saisonende Anfang November können sie immer wieder Gemüse ernten oder Blumen pflücken.

Urbanes Gärtnern

Stetig setzt sich dabei weltweit die Idee des urbanen Gärtnerns (Urban Gardening) durch, bei der im Gegensatz zu den Schrebergärten jeder mitmachen kann und es sich eher um eine Art Bürgerbeteiligung an der Stadtentwicklung handelt. Ganz besonders gut – schon alleine wegen der Lage direkt an der Nordbahntrasse – kann man das in Wuppertal am Utopiastadtgarten am Mirker Bahnhof sehen.

Wo zuvor eine Brachfläche mit Gehölzen war, die unter anderem als Müllkippe und Hundeklo genutzt wurde, entstand ein Garten unter dem Motto „Essbarer Bahnhof – essbare Stadt“. Angepflanzt werden unter anderem Kartoffeln, Bohnen und Kräuter, immer unter dem Motto „offen, fair und biologisch“. Wer auf der Trasse spazieren geht und mitmachen möchte, kann das tun, ebenso wie alle Nachbarn im Quartier Mirke. Der Schwerpunkt der Anpflanzungen liegt dabei auf regionalen und alten Sorten – nicht unbedingt nur im Utopiastadtgarten, sondern durchaus auch als Idee und Hilfestellung für den eigenen Garten, die Terrasse oder den Balkon gedacht, denn auch die Vernetzung spielt beim urbanen Gärtnern eine große Rolle.

Foto: Meine Ernte/Tammo Ganders

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