„Von tiefer Humanität geprägt“
Bis zum 14. September 2025 ist im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen (Wuppertaler Straße 160) die Ausstellung „Marian Ruzamski. Die Kunst der Erinnerung“ zu sehen
Gezeigt wird das Leben und Werk des fast vergessenen Künstlers Marian Ruzamski. Denn es ist 100 Jahre her, seit seine Bilder in einer Einzelausstellung gezeigt wurden. Ruzamski wurde 1889 in Lipnik (Schlesien) als Sohn einer französischen Jüdin und eines polnischen Notars geboren. 1914 musste Ruzamski als damaliger Bürger Österreich-Ungarns sein Stipendium in Paris abbrechen und Frankreich verlassen, weil er durch den Beginn des 1. Weltkriegs zum „feindlichen Ausländer“ erklärt wurde. Später verschleppten russische Truppen ihn nach Charkiw. Schwer traumatisiert kehrte er in den nun freien, jungen polnischen Staat zurück.
Mit der deutschen Besatzung Polens bahnte sich das 2. Trauma seines Lebens an: Als Jude und Homosexueller wurde er 1943 denunziert und von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert. Später kam er mit den sogenannten Todesmärschen nach Bergen-Belsen, wo er am 8. März 1945 – also kurz vor Kriegsende – starb.
Seine Bilder seien dennoch nicht von Krieg und Verfolgung überschattet, sondern von einer tiefen Humanität geprägt, heißt es beim Zentrum für verfolgte Künste. Sie zeigen Szenen des Alltags und seien von einer Leichtigkeit geprägt, die eher an friedliche Zeiten und sommerliche Landschaften erinnerten als an Terror und Zerstörung.
Über 130 Werke von Ruzamski werden nun erstmals in einer Gesamtschau gezeigt, die von den frühen Zeichnungen aus dem Kunststudium an der Akademie der Künste in Krakau über die Arbeiten während der Gefangenschaft im 1. Weltkrieg, aus der Zeit zwischen den Kriegen und schließlich bis zu den von ihm selbst „Auschwitz-Mappe“ titulierten Bildern reicht. In letzterer hat er 47 Porträts, die er im Krankenbau des Konzentrationslagers gezeichnet und gemalt hat, versammelt.
Die Ausstellung ist mit dem Tarnowski-Schlossmuseum in Tarnobrzeg und dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau entstanden. Unterstützt wird sie von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Solinger Gerd-Kaimer-Stiftung. Die Schau ist im Anschluss im Tarnowski-Schlossmuseum zu sehen – und im Frühjahr 2026 im Palast der Schönen Künste in Krakau, wo vor 100 Jahren die letzte Einzelausstellung Ruzamskis zu sehen war.
Initiator und Schirmherr der Ausstellung war der Auschwitz-Überlebende Marian Turski, der im Februar 2025 verstarb. Ihm ist nun die Ausstellung gewidmet.
Abbildung: Zentrum für verfolgte Künste (Marian Ruzamski: „Jüdisches Mädchen im roten Kleid“)