Wie sehen die Perspektiven für die Zukunft aus? Das fragen wir einmal mehr in unserer Wirtschaftsausgabe, die unter genau diesem Titel, Perspektiven, steht. Bei den zahlreichen Bilanzpressekonferenzen haben wir erfahren, dass es vor allem den großen bergischen Unternehmen gut geht. Dennoch sinken im Städtedreieck die Gewerbesteuereinnahmen. Das mag an vielen Investitionen liegen, die die Unternehmen derzeit tätigen – doch laut Ergebnis der Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid sind das nicht immer Investitionen in die Richtung, die sich die Stadt und die Menschen, die darin leben, wünschen. Denn der große Schub ist auf dem Arbeitsmarkt nicht angekommen. Zwar sind im Städtedreieck die Arbeitslosenzahlen gesunken, aber weniger, als die Agentur für Arbeit das angesichts der robusten Konjunktur gedacht hat.
Die Investitionen fließen in vielen Fällen offensichtlich in Rationalisierungsmaßnahmen. Und die bedeuten am Ende eigentlich immer, dass weitere Arbeitsplätze auf der Strecke bleiben. Ein deutliches Zeichen dafür ist auch, dass die Unternehmen derzeit kaum mehr über Facharbeitermangel klagen und die Zahl der Ausbildungsplätze vielerorts reduziert wird. Das ist zwar nach den großen Anstrengungen in Sachen doppelter Abitur-Jahrgang an einigen Stellen zu erklären, aber wer schon 2013 nicht mehr ausgebildet hat, und jetzt noch weniger Plätze zur Verfügung stellt, rechnet offensichtlich in den nächsten Jahren nicht damit, mehr Personal zu brauchen.
Und auch viele junge, gut ausgebildete Menschen hangeln sich derzeit von einem befristeten Job zum nächsten – immer wieder in Kombination mit Aushilfsjobs und Praktika, um die Miete zahlen zu können. Deutet das auf eine neue Krise hin, oder sind deutsche beziehungeweise bergische Unternehmen mit Blick auf die Risiken in Sachen Euro, Ukraine-Russland-Konflikt, Energiewende und vieles mehr eingeschüchtert?
Wir werden das beobachten und Ihnen im Oktober bei der zweiten Wirtschaftsausgabe der BB berichten, wie sich die Lage entwickelt hat.

Foto: Michael Mutzberg