Im Grunde ist es nur ein Zufall, aber eigentlich auch nicht: Während Russlands Präsident Wladimir Putin die Ukraine angreift, angeblich um sie von Nationalsozialisten zu befreien, passiert in unserer Region gerade eine Menge in Sachen Erinnerungskultur, denn die antisemitischen Angriffe werden häufiger – und gegenzusteuern um so wichtiger.
Die Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal hat zum Beispiel ihr Buch „Tora und Textilien“ in einer erweiterten Form neu herausgegeben. Wir haben uns das Buch angesehen – und viel Neues entdeckt.
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat sich der Stolpersteine angenommen und eine Applikation für Smartphones entwickelt, die den Nutzern nicht nur zeigt, wo man diese in der Stadt findet, sondern zahlreiche Informationen zu den Menschen, denen auf den kleinen Messingtafeln gedacht wird, hinzugefügt.
Und in Solingen wurden gerade eben erst 8 neue Stolpersteine verlegt, die an die Familie Feist erinnern. Eigentlich sollte das schon 2020 passiert sein, aber Corona … Sie kennen das. Doch die Stadt hat einen sehr würdigen neuen Rahmen für die Verlegung gefunden, nämlich die Erinnerung an die vor 150 Jahren gebaute Synagoge. Heute steht dort ein Bunker, der den Solingerinnen und Solingern seit Kriegsende zum wichtigen Mahnmal wurde.
Es sei allerdings Zeit, auch augenfällig zu zeigen, woran er erinnert, meint nicht nur Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Deshalb wurde zum Jubiläum des Ursprungsbaus nun eine Fensterrose an das Bauwerk angebracht, die jener in der alten Synagoge nachempfunden ist.
Die Erinnerungskultur ist auch deshalb so wichtig, weil sie vor Diktatoren, Despoten und Geschichtsverdrehern warnt. Wer seine Geschichte kennt, fällt nicht auf Umdeutungen herein. Und damit darf man nicht erst anfangen, wenn es zu spät ist. Viele im Städtedreieck haben das verstanden …

Silke Nasemann