„Ein schlafender Riese“

Sitz der Initiative Circular Valley ist zwar Wuppertal, doch Carsten Gerhardt und Andreas Mucke haben bei einem Besuch in den Räumen in Laaken noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es um die gesamte Rhein-Ruhr-Region gehe. Doch was verbirgt sich hinter der Initiative und dem Begriff überhaupt?

„Es gibt noch viele Fragen, auf die wir Antworten brauchen.“
Andreas Mucke, Geschäftsführer Circular Valley

Andreas Mucke, Geschäftsführer von Circular Valley, ist zuversichtlich: „Im Grunde rennt man offene Türen ein“, wenn man über die Verschwendung von Ressourcen redet. Aber: „Wir haben keinen Erkenntnis-, sondern einen Umsetzungsmangel“. Denn bisher war es völlig normal, nur linear zu denken, wenn es um Produktionen ging – weil es lange keine Rolle spielte.
Um Rohstoffe zu nutzen, gebe es viele Wege, die im Zuge von Innovation und Konsum jedoch verloren gegangen seien. Mucke erinnerte dabei nur an Reparaturen und die Wiederverwertung. Das seien ganz einfache Wege – die jedoch gewollt sein müssten.
In der Industrie würde inzwischen schon einiges wie zum Beispiel Aluminium und Metalle recycelt, aber seltene Erden zum Beispiel (noch) nicht. Und beim chemischen Recycling müsste alles genau nach unterschiedlichen Kunststoffarten getrennt werden. Das ist nicht nur energieintensiv, sondern auch sehr teuer.
Deshalb sei es sinnvoll, neue Ausgangsstoffe zu entwickeln, zum Beispiel Styropor aus Getreidespelzen, die als Abfall bei der Ernte anfallen. Und damit ist man direkt im Kern des Circular Valley angekommen. Denn am Anfang stand die Überlegung von Carsten Gerhardt als Initiator der Idee, dass es einen Ort geben müsse, an dem man alles im Rahmen der Kreislaufwirtschaft bündeln könne, ganz so wie es im Bereich Digitalwirtschaft im Silicon Valley in den USA zu finden ist.
Dieser „Hotspot“ soll das Circular Valley werden, wobei Wuppertal nur die Mitte dessen bildet – die Stadt allerdings auch tatsächlich geografisch gesehen in der Mitte der größten Metropolregion in der Europäischen Union liege, wie Mucke anmerkte. Dabei soll die Initiative das Dach bilden, denn es gebe so viele Aufgaben, dass für Konkurrenz gar kein Platz sei. Hilfreich seien dabei die über 70 Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Rhein-Ruhr-Region. Zudem gebe es die große und vor allem immer noch existierende Industrietradition, die es so in dieser Dichte in keiner anderen Region gebe. In Summe könne das Circular Valley viele Arbeitsplätze sichern und schaffen – und biete viele Chancen für alle Bereiche, so Mucke.
Die Circular-Valley-Stiftung, die im Dezember 2020 gegründet wurde, bildet dabei den Kern. Gründungsstifter mit einem Kapital von 100.000 Euro ist die Wuppertal-Bewegung. Zudem zahlen Stifter und Sponsoren in das Projekt ein. Im Gegenzug können sie sich an Geschäftsideen von Start-ups beteiligen oder Kooperationen mit ihnen bilden.

Foto: Circular Valley/Jan Turek

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