Der Mensch im Mittelpunkt

Bis zum 5. Januar 2025 sind im neuen Kunsthaus in Potsdam Arbeiten von Noah Davis (1983 bis 2015) zu sehen

In chronologischer Reihenfolge werden rund 60 Werke des US-amerikanischen Künstlers Noah Davis gezeigt, die mit dem Beginn seines künstlerischen Schaffens 2007 (seiner ersten Ausstellung) beginnen und mit seinem frühen Tod enden. Dabei werden auch Gemälde, Grafiken und Skulpturen gezeigt, die bisher noch nicht zu sehen waren.

Veranschaulicht werden soll, dass in seinen Arbeiten stets der Mensch im Mittelpunkt stand, aber auch kunstgeschichtliche und bildsprachliche Kontexte sowie Humor dazugehörten.

Davis hatte laut Minsk ein enormes Wissen über Figurative Malerei, zu der auch die Neue Sachlichkeit, der Magische Realismus und die Leipziger Schule gehören. Das macht ihn für das Minsk interessant, welches den Schwerpunkt auf Kunst aus der ehemaligen DDR sowie auf moderne und zeitgenössische Kunst gelegt hat.

Viele von Davis‘ Arbeiten sind ebenfalls figurativ und zeigen das ganz normale Leben schwarzer Menschen in ihrer Umgebung: sie schwimmen, schlafen, tanzen, musizieren, lesen. Das alles ist weit ab vom Klischee der Bürgerrechte auf der einen und der Drogen und Waffen auf der anderen Seite, die in der Darstellung von schwarzen Menschen in den USA fast immer mitschwingen würden, wie es im Minsk heißt.

Aber Davis zeigt unterschwellig auch in anderen Motiven mehr: Da ist zum Beispiel das Bild „Leni Riefenstahl“, das der Afroamerikaner 2010 malte. Vorlage war ein Foto von 1976, in dem Riefenstahl sich selbst zeigte und zugleich den Körperkult ihrer NS-Kunst weiterlebte – und das ihren kolonialen Blick zeigt.

Selbst vom Krankenbett aus arbeitete Davis weiter: Dort entstand die Reihe „Seventy Works“, 70 kleinformatige Zeichnungen, Collagen und Gemälde. Kurz vorher hatte er mit seiner Frau in seiner Heimat Los Angeles 2012 das Underground Museum in Arlington Heights gegründet, einem historisch von Schwarzen und südamerikanischen Eingewanderten bewohnten Viertel.

Ihr Wunsch und Antrieb sei es gewesen, „die Art und Weise zu verändern, wie Menschen Kunst betrachten, Kunst kaufen und Kunst machen“, wird Davis in einer Pressemitteilung des Minsks zitiert. Nach der Ausstellung in Potsdam wandert die Ausstellung weiter nach London und Los Angeles.

Biografie// Noah Davis wurde 1983 im US-amerikanischen Seattle im Bundesstaat Washington geboren. Schon als Teenager hatte er ein Atelier und studierte später an der Cooper Union School of Art in New York. 2004 zog er nach Los Angeles, wo er nicht nur seiner Kunst nachging, sondern auch in der Buchhandlung des Museum of Contemporary Art arbeitete und sich dort viel Wissen aneignete. Er starb 2015 im Alter von 32 Jahren an einer seltenen Krebserkrankung.

Foto: Bergische Blätter