Wenn man Leser für einen Artikel gewinnen will, ist es ein guter Weg, ein Problem an einem einzelnen Schicksal deutlich zu machen. Da bleibt man dran, dabei menschelt es, das kann man (fast) immer nachvollziehen. So weit so gut. Wenn man jedoch mit einem Einzelschicksal versucht, eine ganze Stadt zu beschreiben, kann das auch nach hinten losgehen.
So geschehen Anfang Dezember 2014 in der Süddeutschen Zeitung. Am Beispiel einer jungen Mutter soll gezeigt werden, dass und warum Wuppertal verschuldet ist und zu den Städten am unteren Ende der Skala bei Überschuldeten gehört. Wie bitte?
Natürlich sind gerade junge Frauen mit Kind aber ohne Partner(in) am häufigsten von Armut bedroht. Aber die gibt es in Wuppertal genauso wie in München und Hamburg. Das ist kein spezifisches Wuppertaler Problem.
Wenn man sich von dem Artikel nicht hat fesseln lassen, in dem es weiter um allgemeine Risiken und auch fahrlässiges Handeln in Sachen Überschuldung geht, bleibt nur der Eindruck: In Wuppertal leben nur Überschuldete, da will ich nicht hin!
Da kann noch so viel Wahres folgen, dass sich auf andere Städte übertragen lässt – der Schaden ist da, das Wuppertaler Image hat wieder einmal eine neue Beule zu den vielen weiteren (auch selbstverschuldeten) bekommen.
Dass Wuppertal auch anders kann, zeigt derzeit die Lichtinstallation von Kai Fobbe auf dem Lichtermarkt in Elberfeld (siehe Titelbild) – die nur der Anfang der Zusammenarbeit zwischen dem Wuppertaler Künstler und der Interessengemeinschaft Elberfeld (IG1) sein wird. Und auch das ist nur ein Beispiel für die kulturelle Vielfalt in der Stadt, die viel mehr zu bieten hat als das Gezerre um die Bühnen, das Schauspielhaus und Toshiyuki Kamioka. Aber das findet in den überregionalen Medien leider zu selten Platz. Denn eine weitere journalistische These lautet, dass nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind.
Damit wollen wir das Jahr 2014 jedoch nicht beenden, sondern mit herzlichen Grüßen aus der Redaktion an unsere Leser. Ihnen wünschen wir ein besinnliches Weihnachtsfest und ein wenig Zeit, um die Schön- und Besonderheiten des Bergischen Landes zu entdecken. Von denen gibt es mehr als genug – und ab dem 17. Januar 2015 werden wir Sie auch weiterhin darauf aufmerksam machen.