Ein Satz, der bei mir hängen geblieben ist, ist jener, den ich so oder ähnlich in letzter Zeit oft gehört habe: „Können wir es uns leisten, es nicht zu tun?“. Diesen sagte Anja Bierwirth, Mitarbeiterin des Wuppertal-Instituts, bei der Vorstellung der Studie, wie Wuppertal bis 2035 klimaneutral werden könnte. Mit „es“ ist gemeint, in die Klimaneutralität der Stadt zu investieren. Und das hat sie gesagt, bevor das Hochwasser im Juli 2021 auch das bergische Städtedreieck stark getroffen hat.

Nein, wir können es uns nicht mehr leisten, nichts zu tun, ist auch die klare Aussage des neuesten Berichts des Weltklimarats, der Anfang August vorgestellt wurde. Im Gegenteil, eigentlich ist es schon zu spät: Danach ist die Erderwärmung bereits um etwa 1,1 Grad Celsius angestiegen, die 1,5-Grad-Grenze dürfte 2030 erreicht werden.

Das bedeutet, dass Emissionen so schnell wie möglich heruntergefahren werden müssen. Und: Jede eingesparte Tonne Kohlenstoffdioxid hilft, den Klimawandel zu begrenzen, heißt es von Wissenschaftlern in einer Pressemitteilung zum Weltklimarats-Bericht.

Aber auch dann werde es dauern, bis „Erfolge“ zu sehen sind. Gut 20 Jahre werden genannt. Im Umkehrschluss heißt dies, dass heutige Kinder entweder als Erwachsene eine Welt erleben, in der es sich gut leben lässt – oder eben nicht. Dann würden vor allem Stürme, Hitzewellen und damit einhergehend Dürren sowie Starkniederschläge und Hochwasser weltweit noch mehr zunehmen. Auch der Meeresspiegel würde unumkehrbar ansteigen. Aber machen wir uns nichts vor: Schon jetzt werden wir lernen müssen, mit Wetterextremen zu leben.

Ein weiterer Wissenschaftler beschreibt es in der Pressemitteilung so, dass wir „ständig individuell vom Klimawandel betroffen“ sein werden. Mit anderen Worten: Kann uns jetzt noch etwas davon abhalten, in die Klimaneutralität zu investieren? Wie das gehen könnte, lesen Sie im Thema der Print-Ausgabe, die am 4. September erscheint.

Silke Nasemann