Alles neu?

Mit dem Intendantenwechsel gibt es zwar einiges Neues, aber Maja Delinic setzt auch auf Traditionen, die beim Festival rund um das Globe-Theater einfach nicht fehlen dürfen

Das diesjährige Shakespeare-Festival in Neuss geht noch bis zum 5. Juni und bietet insgesamt 35 Vorstellungen von 14 Ensembles. Dabei habe sie sich an Traditionen orientiert, aber auch eigene Akzente gesetzt, berichtete die neue künstlerische Leiterin und Intendantin Maja Delinic bei einer Videopressekonferenz.

Mit dabei sind zum Beispiel wieder die britischen „The HandleBards“, die „Romeo and Juliet“ (2. und 3. Juni) zeigen werden. Für das Stücke wird es extra eine Schulvorstellung geben. Auch die Bremer Shakespeare-Company ist wieder mit dabei, und zwar mit „Ich, Cinna/Ich, Caliban/Ich, Malvolio“, einem Abend aus 3 Solostücken von Tim Crouch.

Und natürlich darf das benachbarte Rheinische Landestheater nicht fehlen. Sie zeigen „Shakespeare in love“ nach dem Drehbuch von Marc Norman und Tom Shoppard, das 1998 mit Joseph Fiennes und Gwyneth Paltrow verfilmt wurde (30. und 31. Mai). Im vergangenen Jahr war die türkische Kompanie Tiyatro BeReZe aus Istanbul schon einmal in Neuss zu Gast, dieses Jahr kommt sie mit „Macbeth, a nightmare for two“ zurück (4. und 5. Juni).

Erstmals mit dabei ist das Studio Will aus Armenien, das „The best of Shakespeare“ zeigen wird (20. und 21. Mai, siehe Foto), eine Collage aus Sonetten und Tragödien, die sehr körperbetont sei, berichtete Delinic. Zudem kommt erstmals eine Tanzkompanie ins Globe, die mit Menschen aus Neuss zusammenarbeiten wird. Gemeinsam wird die italienische „imPerfect Dancers Company“ mit Neusserinnen und Neussern, die sich vorher dafür beworben konnten, „Romeo & Juliet: The final hours“ zeigen (22. und 24. Mai). Daneben werden sie als reines Ensemble-Stück „Hamlet“ aufführen (22. und 23. Mai). Eine Filmnacht wird ein Stück zeigen, welches das Schauspiel Köln in Corona-Zeiten ins Digitale verlegt hat. Die 6-teilige Serie „Edward II. Die Liebe bin ich“ wird an einem Abend zu sehen sein (1. Juni).

Zu zahlreichen Vorstellungen wird es Publikumsgespräche geben, die die Einführungen vor den Stücken ergänzen. Daneben gibt es auch ein paar Workshops sowie Schülerworkshops mit einzelnen Ensembles. Zudem werden an den 4 Tagen, in denen in Neuss der Internationale Hansetag stattfinden wird, ein Programm für Kinder und Jugendliche angeboten (26. bis 29. Mai). Giles Abbott wird mit „Shakespeare’s back stories“ darauf eingehen, woher der Dichter seine Ideen hatte (21. Mai).

Einen eigenen Beitrag liefert Delinic mit „Shakespeare’s Villains“, ein Stück, bei dem sie schon lange vor ihrem Weg nach Neuss Regie geführt hatte, wie sie selbst erklärt. Inhaltlich gehe es um die „Schurken“ (englisch: villains) in den Stücken des Festival-Namensgebers.

Und auch Neuss holt der Ukraine-Krieg ein: So wurde eine Auftragsarbeit ausgerechnet an ein Ensemble aus Moskau vergeben. Dass es sich dabei kaum um Kriegsbefürworter handeln dürfte, war zu vermuten. Das habe jedoch zur Folge, dass die Ensemblemitglieder vor Repressalien aus dem Land geflohen sind. Nun arbeiteten sie über unterschiedliche Länder verstreut nur digital zusammen. Nach Deutschland werden sie deshalb so früh wie möglich kommen, um vorher auch wirklich gemeinsam proben zu können, berichtete die Intendantin.

Inhaltlich handele es sich um das „Überraschungsei des Festivals“, heiß es bei der Pressekonferenz. Man wisse derzeit nur, dass das „Safe Theatre“ viel mit dem Kontakt zum Publikum arbeite und in russisch und englisch spiele. Das Stück steht unter dem Titel „A stubborn bear“.

Foto: Studio Will