Beim Rosch-ha-Schana-Empfang der Jüdischen Gemeinde Wuppertal sprach in diesem Jahr Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach als Vertreter der Verwaltungen. Und dabei machte er einen Vorschlag, der auch bei uns etwas auslöste: Könnte nicht ein Fonds gegründet werden, in dem Geld für Schulen gesammelt wird, damit sie Besuche der Bergischen Synagoge in Wuppertal organisieren können?

Das scheint nicht nur angesichts der immer häufiger werdenden antisemitischen Vorfälle ganz wichtig zu sein. Für mich ist das allerdings nur schwer zu verstehen: Ich bin zu jung, um Täterin gewesen zu sein, und auch meine Eltern waren in der Zeit des Nationalsozialismus Kinder und damit nicht direkt verantwortlich.

Aber ihre Generation hat dafür gesorgt, dass in meiner Generation das Erinnern in der Schulzeit und im Studium allgegenwärtig war. Für mich war das nie mühsame Pflicht, sondern immer spannend. Und das Gefühl, immer noch etwas dazulernen zu können, begleitet mich bis heute.

Ist das nicht mehr so? Wird das Thema angesichts der zahlreichen anderen Krisen vernachlässigt? Das jedenfalls treibt Kurzbach um, bekannte er bei einem Telefonat. Wobei es ihm grundsätzlich um ein Bewusstsein gegen Terror und Gewalt, und für Solidarität und Zusammenhalt gegenüber allen Minderheiten geht.

Natürlich spielt der Anschlag in Solingen im August dieses Jahres eine Rolle, sozialisiert habe ihn aber auch der Brandanschlag in Solingen 1993, den er als junger Mensch in seiner Heimatstadt unmittelbar miterleben musste. Zudem habe auch bei ihm die Präsenz des Nationalsozialismus und des Holocausts seit der Schulzeit nachhaltige Spuren hinterlassen, die es ihm jetzt nicht erlaubten, einfach weitermachen zu können.

Also: Lassen Sie uns über so einen Fonds nachdenken oder andere Ideen sammeln und umsetzen – und nicht einfach so weitermachen, als wäre nichts geschehen. Sprechen Sie uns an.