Der Mann an der Orgel

Joachim Dorfmüller feierte Mitte September 2024 sein 65-jähriges Jubiläum als Organist an der Lutherkirche in Wuppertal

Wie feiert man ein Jubiläum als Organist am besten? Natürlich mit einem Konzert in der Kirche, in der man seit 65 Jahren als solcher aktiv ist. Das ist im Fall von Joachim Dorfmüller die Lutherkirche in Wuppertal-Barmen.

Dort hatte er 1959 als Student der Schulmusik an der Musikhochschule Köln angefangen, nachdem die bisherige Organistin ihrem Mann nach Gladbeck folgte. Dafür musste er allerdings noch die sogenannte C-Prüfung für Organisten und Chorleiter ablegen, was er 1960 an der Landeskirchenmusikschule Düsseldorf tat.

Eigentlich hatte er die Absicht, die Orgel bis zum Abschluss zu spielen – und dann mal zu schauen, wohin ihn das Leben führen würde. Fast wäre es 1966 Norwegen gewesen, wohin er zu einer ersten Tournee aufbrach. Das Land faszinierte ihn so, dass er überlegte, ganz dorthinzuziehen. Doch daraus wurde nichts. Allerdings führten Dorfmüller bis heute insgesamt 42 Norwegen-Tourneen in den Norden.

Die Lutherkirche begleitet Dorfmüller aber eigentlich schon sein Leben lang. So sollte er dort 1938 getauft werden, was nur ein Heizungsausfall verhinderte. 1943 ging er in den Kindergarten der Kirche, bis dieser beim großen Bombenangriff auf Barmen in Schutt und Asche gelegt wurde. Selbst auch ausgebombt, zog die Familie Dorfmüller nach Bayern, wo sie wieder ein Opfer der Bombardierungen wurde. 1945 ging es weiter ins westliche Sachsen.

Die Familie zog nochmals weiter ins Vogtland. Vom Vater, der als Kantor arbeitete, erhielt er Klavierunterricht, ab und zu auch Orgelunterricht. Sein Debüt als Organist gab er 1950 spontan in der Leipziger Thomaskirche bei einer Trauung. Doch auch dort blieb die Familie nicht lange, sondern kehrte 1951 nach Wuppertal zurück.

Am heutigen Carl-Duisberg-Gymnasium legte er sein Abitur ab, um anschließend an der Musikhochschule Köln zu studieren. 1966/67 folgte die Promotion in Marburg. Nach dem Referendariat in Neuss und Düsseldorf arbeitete Dorfmüller als Lehrer am Städtischen Gymnasium Sedanstraße – und nebenbei bereitete er sein Diplom (Künstlerische Reifeprüfung) im Fach Orgel an der Musikhochschule Köln vor.

1978 wurde er an das Institut für Musikpädagogik der Gesamthochschule Duisburg berufen. 1984 folgte der Ruf an die Universität Münster in die musikwissenschaftliche Lehrerausbildung, an der er bis zu seiner Emeritierung 2004 blieb. Auch darüber hinaus hielt er bis 2019 noch eine Vorlesung und betreut weiterhin Doktoranden, derzeit noch 2. Seit 1993 leitet er zudem das jährliche Edvard-Grieg-Festival, das im November dieses Jahres wieder stattfinden soll.

Das Programm des Jubiläums-Konzerts, das gemeinsam vom Heidter Bürgerverein und der Kirchengemeinde veranstaltet wurde, stand im Zeichen jener, die im „Komponisten-Viertel“ oberhalb der Kirche auf den Straßenschildern zu finden sind, darunter Joseph Haydn und – natürlich – der Norweger Edvard Grieg.

Das Jubiläum könnte zugleich ein Schlusspunkt sein: Weil die Evangelische Kirche sparen muss, wird es nur bis Weihnachten 2024 Gottesdienste und Konzerte in der Lutherkirche, die unter Denkmalschutz steht, geben. Danach ist die Zukunft des Gotteshauses mit 800 Plätzen ungewiss. Erst 2022/2023 wurde diese für mehr als 2 Millionen Euro saniert.

Foto: Bergische Blätter