Ich bin hin- und hergerissen: Festakt live oder im Netz? Festliche Kleidung oder Jogginghose? Gute Gespräche vor und nach der Veranstaltung oder ein gemütlicher Abend Zuhause? Ja, es hat schon etwas, den Abend im heimischen Wohnzimmer zu verbringen und trotzdem nichts zu verpassen.

Aber es beschleicht einen schon ein komisches Gefühl, den Festakt zu 200 Jahre Stadtsparkasse Wuppertal, der mit großem Aufwand betrieben wurde, nur vor dem Bildschirm zu verfolgen, vor allem dann, wenn man den Blick in den leeren Saal der Historischen Stadthalle mit zahlreichen unbesetzten Stuhlreihen sieht. Ja, es wäre schöner gewesen, das live zu erleben, vor allem die Musik des Sinfonieorchesters Wuppertal inmitten des Großen Saals zu genießen, statt (über Kopfhörer) aus dem digitalen Endgerät.

Aber so ist das nun einmal in diesen Zeiten. Also genießen wir die Freiheit, alles digital und unabhängig vom Ort mitbekommen zu können. Aber dann zuckt man doch wieder zusammen, wenn man die Streicher in Großaufnahme mit einem schwarzen Mund-Nasen-Schutz sieht …

Egal – es war ein schönes Fest, an dem auf diese Art mehr Menschen teilhaben konnten, als in Nicht-Corona-Zeiten im Großen Saal Platz gefunden hätten; und man kann sich das Ganze auch noch einmal im Nachgang ansehen, der Digitalisierung sei Dank! Denn die, das kann man gar nicht oft genug betonen, hat durch Corona einen gewaltigen Schub bekommen – wenn auch nicht in allen Bereichen. Aber Beispiele wie der Festakt zeigen, was möglich ist, eventuell auch, was noch verbessert werden kann und welchen Charme vor allem Hybrid-Veranstaltungen haben, also solche mit „echten“ Teilnehmenden und solchen am Bildschirm. Nur dann stellt sich wieder die gleiche Frage: live oder im Netz?

Silke Nasemann