Was Bilder auslösen

Die Schreibwerkstatt Solingen hat mit „Angedichtet. Kunst, die aus dem Rahmen fällt“ ein schön gestaltetes und lesenswertes Buch herausgegeben

Die Schreibwerkstatt nutzte dabei ein Projekt, welches es bereits in anderen Städte gab – und das die Journalistin und Leiterin der Schreibwerkstatt der Bergischen Volkshochschule, Susanne Koch, aufgegriffen hat. Dabei suchte sie die Kooperation mit dem Zentrum für verfolgte Künste in der Klingenstadt. Die Mitglieder der Schreibwerkstatt nahmen an einer Führung teil und schrieben dann ihre Beiträge zu Bildern und Skulpturen, die sie besonders berührten, Erinnerungen weckten oder auf eine andere Art ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen.

2 Mitglieder der Schreibwerkstatt gehören zu jener Generation, die den 2. Weltkrieg als Kind noch selbst miterlebt haben. Ulrike Friedrichs, Jahrgang 1936, ist eine von ihnen. Sie erkennt in dem Bild „Die Witwe in memoriam Stalingrad“ von Georg Meistermann, 1943 gemalt, die Hoffnungslosigkeit ihres Vaters im gleichen Jahr wieder. Das Bild war für sie der Anlass, über ihr Kriegserleben zu berichten.

Eine andere Autorin regte der Besuch des Jüdischen Museums in Berlin in Kombination mit einem Bild in Solingen zum Schreiben an. Andere nutzten die Möglichkeit, sich in die Rolle der Dargestellten zu versetzen oder erfanden für sich eine Geschichte hinter dem Bild.

Aber auch der Blick auf die Bilder mit dem Wissen von heute brachte spannende Texte zutage. Ohne dieses Wissen hätte man die Bilder vielleicht nüchterner betrachtet und nicht als Vorahnung auf das, was dann kam. Auch die Künstlerinnen und Künstler, deren Biografien die Werkstatt-Mitglieder kennengelernt haben und die auch die Leserinnen und Leser im Anhang finden, werden in den Texten lebendig.

Ausgelöst hat dieses Projekt bei fast allen Autoren die Beschäftigung mit der eigenen (Familien-)Geschichte, die bis zu heute Erlebtem reicht, aber auch an die dunkle Vergangenheit Deutschlands in Zeiten des Nationalsozialismus erinnert – im Guten wie im Bösen. Entstanden sich Kurzgeschichten, Berichte und Gedichte, zu denen in vielen Fällen der Titel „Angedichtet“ passt: Das Angedichtete kann wahr, kann aber auch erfunden sein. Wer die Autorinnen und Autoren sind, erfährt man ebenfalls im Anhang.

NAS