Es scheint, dass sich das Tanztheater Wuppertal zur Spielzeit 2019/2020 – und damit zehn Jahre nach dem Tod Pina Bauschs – wieder gefangen hat. Das dürfte nach der Kündigung der Intendantin Adolphe Binder nicht ganz leicht gewesen sein. Jetzt ist jedoch wieder eine Linie zu erkennen – wenn diese auch eng mit der Pina-Bausch-Stiftung verbunden ist. Das mag nicht jeder gutheißen, aber es ist ein Weg, um auf der einen Seite das Erbe der großen Choreografin zu wahren und auf der anderen Seite Luft für anderes zu haben.

So werden die Stücke nun öfter an andere Ensembles weitergegeben. Das ist gut, denn darin liegt die Luft für das Ensemble in Wuppertal, wenn bei den Weitergaben auch Tänzerinnen und Tänzer, ehemalige wie aktive, mit eingebunden sind. So geben sie das weiter, was Bauschs Choreografien ausmachte, schaffen aber auch Raum für neues, weil jedes Ensemble eigene Impulse setzen wird.

Deutlich wird das beim Projekt mit der senegalesischen École des Sables: Dort wird nicht nur ein Stück weitergegeben, sondern es entsteht auch ein ganz neues. Zudem werden erstmals Tänzerinnen und Tänzer nur dafür gesucht, also kein bestehendes Ensemble mit eingebunden. Und das geschieht komplett in Afrika, die Aufführung kommt erst später nach Wuppertal.

Aber auch das Wuppertaler Ensemble bekommt Raum, sich weiterzuentwickeln. So wird die Reihe „Underground“, bei der Tänzerinnen und Tänzer selbst choreografieren, fortgesetzt. Und es gibt auch eine Uraufführung, an der fünf Choreografen beteiligt sind. Auch das dürfte für neue Impulse sorgen.

Die ganz große Lösung ist das noch nicht, aber daran wolle man gemeinsam arbeiten, sagen Salomon Bausch für die Stiftung und Intendantin Bettina Wagner-Bergelt. Geht alles gut, wird diese Lösung sicherlich eng mit dem zukünftigen Pina-Bausch-Zentrum zusammenhängen. Und das scheint mir ein guter Weg zu sein. Hoffen wir, dass er auch gegangen werden kann.

Silke Nasemann