Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung hat es nicht leicht, wenn es um seine Wiederwahl im September dieses Jahres geht. So wurde er zwar mit großer Mehrheit von seiner Partei CDU zum Kandidaten gekürt – aber viele Bürger lasten ihm die Pleite mit dem Opernintendanten Toshiyuki Kamioka an. Das mag auch daran gelegen haben, dass Jung ganz offen bekannt hat, Kamioka in der Stadt halten zu wollen. Dies ist ihm nur mit vielen Zugeständnissen gelungen, die angesichts der Entlassung des Opernensembles auf viel Missmut gestoßen sind. Und nun geht der Japaner frühzeitig und hinterlässt viele Scherben.

Doch auch andere gut gedachte Projekte wie der nach langen Jahren endlich durchgeführte Umbau des Döppersbergs und die Ansiedlung von mehr Einzelhandel in der Stadt, die viele eigentlich begrüßen, kann Jung nicht recht für sich nutzen. Obwohl er im Gespräch mit den Bürgern immer einen kommunikativen Eindruck macht, kann er das auf die Projekte der Stadtverwaltung nicht übertragen. Und auch der Streit mit der Wuppertalbewegung wird ihm nachgetragen, obwohl die Nordbahntrasse nun wirklich ein Projekt ist, an dem eigentlich nichts Negatives haften bleiben kann.

Genau in diese Situation platzt nun die Nachricht, dass die Forensik doch nicht in Wülfrath gebaut wird, sondern das landeseigene Gelände auf den Südhöhen von Wuppertal-Barmen wieder in den Blick kommt. Genau dort haben sich in den letzten Jahren aber viele Familien angesiedelt – auch aus dem Umland, was nicht nur Jung gerne betont. Ausgerechnet in unmittelbarer Nähe die Forensik zu bauen, wäre der Supergau im Wahlkampf.

Aber was tun? NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat angekündigt, erst nach den Sommerferien (und damit in der heißen Phase des Wahlkampfs) eine Entscheidung zu fällen. Und Solingen als Alternativ-Stadt steht genauso im Wahlkampf wie Wuppertal. Nur Remscheid kann sich diesmal still und leise die Hände reiben. Die kleinste Stadt im Städtedreieck hat schon zwei Justizanstalten – und seit letztem Jahr einen neuen Oberbürgermeister.

Aber vielleicht vertagt Steffens ihre Entscheidung ja noch einmal. Zweieinhalb Jahre warten die Wuppertaler schon auf ihr „Urteil“. Und bis zur geplanten Eröffnung einer Forensik im Jahr 2020 ist ja auch inklusive Bauphase noch ein bisschen Zeit…