Das Tanztheater Wuppertal hat sich nach dem Tod von Pina Bausch schwer getan, einen Nachfolger der Tanzikone zu finden. Mit Boris Charmatz hat man nach mehreren Anläufen einen Choreografen, Tänzer und Ideengeber gefunden, der mit viel Respekt, aber auch eigener Handschrift angetreten ist. Das kam und kommt bei vielen eingefleischten Bausch-Fans bis heute nicht immer gut an.
Da kann ein Blick von außen ganz hilfreich sein. Der kam Ende August 2024 vom Theater-Verlag in Berlin. Die Zeitschrift „Tanz“, die Ballett, Tanz und Performance in den Mittelpunkt stellt, hat Charmatz’ erste Uraufführung „Liberté Cathedédrale“ zur „Inszenierung des Jahres“ gewählt.
Thomas Hahn schreibt im „Jahrbuch 2024“ der Zeitschrift: „Charmatz zeigt, was er kann, und zwar bestens (…).“ Besser geht es doch gar nicht. Und ja: Das, was Charmatz macht, ist etwas ganz anderes als Pina Bauschs Stücke. Aber wäre eine Kopie besser? Oder gar das reine Bewahren ihrer Stücke ohne neue Impulse?
Und Charmatz macht es den Menschen einfach, seine Arbeit anzuschauen. Das hat er im letzten Jahr mit „Wundertal“ in Sonnborn begonnen und setzt es mit „Cercles“ auf dem Sportplatz Höfen fort, nämlich die Einbeziehung ganz vieler Menschen, die er für Tanz begeistert, ohne dass sie eine Vorbildung haben (müssen).
Auch wenn Sie bisher nichts mit Tanz am Hut hatten, ist dieses Fest am 22. September im „Felsendom“, wie der Sportplatz dank seiner „Einfassung“ auch genannt wird, die beste Gelegenheit, sich anzusehen, was Charmatz (anders) macht.
Das gilt natürlich auch für alle neuen und alten Stücke des Tanztheaters, die in der kommenden Spielzeit im Opernhaus zu sehen sind. Da steckt dann vor allem viel Pina Bausch drin. Zum Ende der Saison kommt aber noch einmal ein „echter Charmatz“. Lassen Sie sich auf das Tanztheater ein – es lohnt sich so oder so …