Industrie in Ost und West

Bis zum 29. Mai 2023 zeigt das Deutsche Historische Museum Industriefotografien im geteilten Deutschland unter dem Titel „Fortschritt als Versprechen“

Das Versprechen lautete Konsum, schönere und funktionellere Produkte, eine höhere Arbeits- und Lebensqualität sowie technische Weiterentwicklung. Transportiert wurde es auf Fotografien mittels glühendem Stahl, Fließbändern und rußverschmierten, aber lachenden Gesichtern. Dabei begleitete die Fotografie seit ihrer Erfindung in den 1850er-Jahren den Fortschritt.

Das spannende dabei ist, wie unterschiedlich – bei halbwegs ähnlichen Motiven – dies zwischen 1949 und 1990 in beiden Teilen Deutschlands wahrgenommen und vor allem auch inszeniert wurde. Denn gezeigt werden vor allem Fotografien, die für Printmedien der Stahl-, Chemie-, Textil- und Automobilindustrie entstanden sind.

Die repräsentative Auftragsfotografie spiegelt das Selbstverständnis beider Staaten als Industrienationen sowie das damit verbundene Menschenbild wider. Die tatsächlichen Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen kann man daraus nicht erkennen. Die liest man mit dem heutigen Wissen aber quasi als Subtext mit. Gleiches gelte für die Auswirkungen auf die Umwelt, die wir heute kennen, heißt es beim Museum.

Die Ausstellung zeigt neben bekannten Vertreterinnen und Vertretern der Industriefotografie auch Arbeiten von namenlosen Werksfotografinnen und -fotografen. Angefangen bei der Kohleindustrie geht es weiter zu den 4 Großen – der Stahl-, Chemie-, Textil- und Automobilindustrie.

Dabei sind die Bilder über die Jahre hinweg in ihrer Bildsprache und bei den Motiven sehr ähnlich geblieben, damit sie verständlich bleiben. Innovativ sei das jedoch nicht, heißt es in der Ausstellung. Zudem könne man immer genau erkennen, welche Fotografie aus dem Westen oder Osten kommt.

Die Besucher können auch ein Stück weit in die bergische Industrie eintauchen: Es gibt Bilder der Glanzstoff AG aus Wuppertal, von Bayer, die vielfach in Leverkusen entstanden sind, aber auch solche von Mannesmann und Henkel aus Düsseldorf. Verfolgen kann man das auch mit dem Ausstellungskatalog, der im Verlag Hatje Cantz erschienen ist.

Foto: Bergische Blätter/UES