Gesundheitsreport liegt vor

Die Allgemeine Ortskrankenkasse, kurz AOK, hat ihren Gesundheitsreport für das vergangenen Jahr vorgelegt

Natürlich war 2021 das Thema Corona weiterhin präsent. Und so listet der Report für das Rheinland 9.300 Menschen auf, die an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben sind. Damit liegt die Sterblichkeit in der Region bei 96 Toten pro 100.000 Einwohnern. Das sind 2,1 Prozent der registrierten Erkrankten.

Corona hatte aber auch darüber hinaus Folgen: So gab es nach Angabe der AOK bis Ende 2021 rund 450.000 registrierte Corona-Infizierte im Rheinland, etwa 4,6 Prozent der Bevölkerung. Der Report habe zudem gezeigt, dass ein schwerer Verlauf der Erkrankung bei sozialökonomisch schwächer gestellten Personen häufiger ist. So gelte der Satz „Armut ist ein Gesundheitsrisiko“ auch im Fall von Corona. Das liege unter anderem an dem erhöhten Ansteckungsrisiko aufgrund der beruflichen Tätigkeiten sowie den Wohn- und Lebensverhältnissen. Daneben hätten sie oftmals auch häufiger Vorerkrankungen.

Durch die vielen Erkrankten bedingt gab es weiterhin eine angespannte Lage in einzelnen (Schwerpunkt-)Krankenhäusern. So lagen 16 Prozent der im Krankenhaus behandelten Covid-19-Patienten auf der Intensivstation. 13,5 Prozent der Erkrankten sind während ihres Krankenhausaufenthalts verstorben. Dazu gehören 40 Prozent der beatmeten Patienten und 9 Prozent, bei denen das nicht notwendig war.

Zudem verzeichnete die Krankenkasse einen spürbaren Rückgang der Vorsorgeuntersuchungen, weil viele Angst vor einer Ansteckung hatten, heißt es in einer Pressemitteilung zum Report. Überhaupt sei das gesundheitliche System außerhalb von Corona seit März 2020 deutlich weniger in Anspruch genommen worden. Alleine bei Videosprechstunden wurde ein deutliches Plus vermerkt.

Schmerzpatienten oft falsch behandelt

Rund jeder 4. Einwohner Nordrhein- Westfalens leidet an chronischen Schmerzen. Dazu gehören Rückenschmerzen (13 Prozent), Probleme mit Knien und Hüfte (11,5 Prozent), Nervenschmerzen (6,6 Prozent) und Kopfschmerzen (5,1 Prozent). Mit 30,6 Prozent ist die Quote der Versicherten mit einer Schmerzdiagnose in 2 aufeinanderfolgenden Quartalen in Remscheid besonders hoch. Für Solingen werden 26,9 Prozent, für Wuppertal 26,7 Prozent angegeben. Zum Vergleich: Der Kreis Aachen liegt mit 31,9 Prozent an der Spitze, am unteren Ende folgt der Kreis Mettmann mit 25,5 Prozent.

Das Problem: Es werde zu oft und zu früh operiert, heißt es im Report. So sei bei jeder 6. Operation an Rücken, Knien und Hüfte ein halbes Jahr vor dem Eingriff keine ärztlich verordnete Therapie eingesetzt worden. Das hätten die Abrechnungsdaten ergeben. Dabei gebe es auch Unterschiede bei den einzelnen Krankenhäusern: Einige würden fast ausschließlich nach einer nicht erfolgreichen konservativen Behandlung operieren, andere würden bei jedem 5. Eingriff ohne solche Versuche direkt operieren.

Das gelte vor allem bei Knie- und Hüftoperationen, die in 28 Prozent beziehungsweise 19 Prozent ohne vorherige konservative Therapie durchgeführt wurden. Das bergische Städtedreieck liegt dabei ganz oben: In Remscheid ist das in 39,4 Prozent der Knie-OPs der Fall, in Wuppertal und Solingen in 34,1 Prozent der Fälle, heißt es im Report. Bei den Hüft-OPs liegt Wuppertal mit 24,6 Prozent vorne, Remscheid und Solingen finden sich mit 17,1 Prozent und 14,1 Prozent im unteren Drittel.

Auch die medikamentöse Behandlung chronischer Schmerzen sei nicht immer einwandfrei: Im Report wird bemängelt, dass fast jeder 3. Patient Medikamente erhält, die nicht oder nur in Einzelfällen eingesetzt werden sollten. Als Gegenmaßnahme regt die AOK eine bessere Aus- und Weiterbildung in der Schmerztherapie an.

Ebenfalls problematisch: 13 Prozent der chronischen Schmerzpatienten bei der AOK Rheinland/Hamburg erhalten Opioide, die eine hohe Abhängigkeitsgefahr darstellen. Die Auswertung habe ergeben, dass diese Medikamente, die eigentlich der letzte Therapieversuch sein sollten, in den meisten Fällen bereits zu Beginn der Schmerzdiagnose verschrieben wurden – und damit langfristig eingesetzt werden.

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